Aufreger des Tages

In der Woche nach Weihnachten ist der Laden immer noch proppenvoll…. da werden Geschenke umgetauscht und die Schulferien der Kiddies für einen Stadtbummel genutzt. Einige Teenies wissen mit ihrer Freizeit nichts Sinnvolles anzufangen, lungern dann herum und haben nichts als Unfug im Kopf.

So wurde ich denn auch misstrauisch, als ich zwei ca. 13-jährige Jungs sah, die schon seit geraumer Zeit an dem Geländer neben der Rolltreppe im Erdgeschoss lehnten und lachend in die Kinderwelt im Untergeschoss schauten. Wie ich mich nun näherte, sah ich, wie einer der beiden die Lippen spitzte….und runterspuckte!

Obwohl ich noch einige Meter entfernt war, donnerte ich los: „Spinnt ihr eigentlich? Was fällt euch ein, da runterzuspucken?“

Die Jungs zuckten zusammen, guckten den Bruchteil einer Sekunde schuldbewusst…und setzten dann eine betont coole Miene auf. Was ihnen aber nicht half, da ich sie weiter anbrüllte und hochkant aus der Buchhandlung rauswarf. Die zwei werden wir in nächster Zeit wohl nicht mehr zu sehen bekommen…

Doch mich ärgert nicht nur, dass die beiden Jungs gezielt andere Kinder bespuckt haben, die direkt unter ihnen auf der großen Rutsche spielten, sondern mich ärgert auch die Ignoranz anderer Menschen. Neben den Jungs saßen und standen nämlich zig Erwachsene, von denen unter Garantie jemand gesehen haben muss, was die beiden da trieben… doch niemand hielt es für nötig, sie zu ermahnen oder zumindest einer der Mitarbeiterinnen Bescheid zu sagen.

 

Hundebekanntschaften

An meinem freien Tag konnte ich endlich mal wieder jedem Hund eine Einzelbespaßung gönnen… dadurch habe ich zwar so einige Kilometer runtergerissen, doch haben sich die Einzelrunde für die Wauzels gelohnt:

Vega lernte den kernigen Westfalenterrier Artos (1,5 Jahre) kennen und schon innerhalb der ersten Sekunden sah man an ihrer koketten Ohrstellung, dass ihr der Kleine verdammt gut gefiel.  Eine kurze Spielrunde folgte und mein Mädel war glücklich.

Mortisha lernte dafür den blonden Hovawart Benny (8 Jahre) kennen, der ihr anfangs doch etwas unheimlich war… zumal er sie sooooo interessant fand und mit seiner dicken Nase geradezu an ihrem Hintern festklebte.

Nur Simba fand keinen neuen Hundekumpel, obwohl er sich redlich bemühte: als wir nämlich einen richtig tollen Beagle-Rüden trafen, wich sein Frauchen gleich aus…wohl wissend, dass ihr Bursche etwas krakelig werden würde. Wirklich überzeugend oder böse klang sein Bellen aber nicht…und so wunderte es mich nicht, dass Simba nur mal kurz hinguckte, sich dann auf den Rücken warf und wohlig grunzend mit allen Vieren strampelte. Elender Clown!

Wer rastet, der rostet

Da ich heute nur ein paar Meter von dem Feld entfernt parkte, wo der Schäfer gerade seinen Weidezaun setzte, ergab sich endlich mal die Gelegenheit, mich etwas länger mit diesem alten Herrn zu unterhalten, mit dem ich kürzlich schon mal ein paar Worte gewechselt hatte. Er hatte mich ja schon öfter mit meinen Hunden in der Gegend gesehen und freute sich, dass ich a) grüßte (das sei heute keine Selbstverständlichkeit mehr…) und b) die Hunde nicht in die Nähe der Schafherde kommen ließ.

Er erzählte dann, dass er in den Siegauen und Richtung St. Augustin wenig Probleme mit Hundehaltern hätte… auf den Rheinwiesen komme es da schon eher zu Konflikten, wenn ein Hund z.B. einfach über den Zaun in die Herde reinspringe. Besonders schlimm seien die Huskies, die teilweise kilometerweit liefen und völlig außer Kontrolle gerieten. Sein Alptraum sei dann immer, dass die Schafe in Panik gerieten und auf der Autobahn landeten…

So was mag ich mir auch gar nicht ausmalen. *schluck*

Wie wir uns also so nett unterhielten, wagte ich mal die indiskrete Frage nach seinem Alter. Er ist nämlich so ein kleiner „Hutzelmann“, wettergegerbt, leicht gebeugt, weisshaarig…aber hellwach und auch körperlich offenbar noch recht fit.

Da musste der Schäfer dann doch lachen und ließ mich raten. Öhm. Ich lag natürlich völlig daneben und war dementsprechend baff, als er mir verriet, bald 78 Jahre alt zu werden. Respekt!

Der alte Mann gestand dann aber auch, dass er schon seit fast 40 Jahren immer wieder darüber nachdenke, den Job an den Nagel zu hängen. Doch letztendlich könne er nicht stillsitzen und außerdem hätte er es gleich in den Knochen, wenn er zu lange pausieren müsse. „Wer rastet, der rostet“. Er habe zwar keine eigene Herde mehr, doch hüte er nun eben die Schafe anderer…

Besonders beeindruckt hat mich auch, wie locker und leise er seinen Hirtenhund „dirigieren“ konnte: als die unangeleinte Vega nämlich plötzlich unruhig wurde, bemerkte ich, dass sich die Schafe in Bewegung gesetzt hatten und direkt auf uns zusteuerten. Auf meinen Hinweis hin drehte der Schäfer sich nur um, meinte „Hey…das ist für heute abend!“ , gab ein leises Kommando….   und prompt stand der Hütehund auf, trieb im lockeren Trab die Schafe zurück und hielt so davon ab, auf das Feldstück mit dem noch hohen Wildwuchs zu trotten. Wow!

Wildunfall

Am liebsten würden wir dieses Weihnachten komplett aus unserer Erinnerung streichen. Denn zu dem üblichen Arbeitsstress samt ordentlichen Überstunden gesellten sich Krankheit, Sorgen, ein schlimmer Familienstreit, die Trauer um Kimba und letztendlich noch ein traumatischer Wildunfall am ersten Weihnachtstag.

Morgens hatten wir uns in aller Ruhe in unsere Hundeklamotten geworfen und waren mit dem Trio in die Siegauen gefahren. Überall herrschte Stille, die Hunde genossen den Freilauf und wir bekamen an der frischen Luft ein bisschen den Kopf frei.

Als wir uns nun einem Wegabschnitt näherten, dass uns parallel zu der Landstraße zwischen Bergheim und Bonn entlang- und auf einen toten Siegarm zuführte, leinten wir die zwei Kleinen vorsichtshalber an. Vega durfte wie gewohnt im Freilauf bleiben, selbst als uns ein älterer Herr mit einem größeren Terrier-Verschnitt entgegenkam.

Der Mann blieb mitsamt Hund am Wegesrand stehen, ich schickte Vega mit einem ruhigen Kommando an den beiden vorbei und dann passierten wir ihn in aller Ruhe. Als uns der Mann nun aber begeistert ob der tollen Hunde ansprach und sich nach der Rasse erkundigte, blieben wir natürlich auf ein kurzes Schwätzchen stehen… derweil Vega ein paar Meter weiterlief.

Plötzlich hörten wir ein hektisches Rascheln im Laub, das am Wegesrand lag, schauten zu Vega und sahen, wie sie versuchte, irgendetwas zu packen, was sich am Fuß der Böschung befand!

Wir brüllten sofort los, doch es war zu spät: Vega befand sich bereits im größten Jagdfieber und packte sich das Tier. Mein Mann rannte los und hörte in seiner Panik nicht, dass er Simba übernehmen sollte (damit ich mich ohne weiteren Hund nähern und Vega abrufen konnte). Stattdessen näherte er sich mit der wild kläffenden Mortisha, was Vega nur noch weiter anstachelte. Mist!

Nun griff mein Mann in Vegas Geschirr und zog sie zurück auf den asphaltierten Weg, doch sie ließ nicht sofort los, sondern schleifte das Tier hinter sich her. Erst auf eine donnernde Ansage hin ließ sie es mitten auf dem Weg liegen, wurde von meinem Mann zu mir gebracht und von mir in sicherer Entfernung abgelegt.

Tja…und da standen wir nun mit drei Hunden und einem verletzten Wildtier, das wir uns erst jetzt genauer anschauen konnten: es war ein erwachsenes Nutria, abzüglich der kurzen Beine sicher so groß wie Mortisha und gute 8-9 kg schwer.

Äußerlich schien es unverletzt, da Vega noch relativ „sanft“ zugepackt hatte, ohne schütteln zu können. Doch es lag nur da und konnte die Hinterläufe nicht mehr bewegen…

Was tun? Unser erster Impuls war, das Nutria in eine Jacke zu wickeln und auf schnellstem Wege zu einem Tierarzt zu bringen, doch dieser Versuch scheiterte kläglich an der Aufregung und den riesigen Schneidezähnen des Tieres.

Nun wurde uns erst so richtig bewusst, wie wehrhaft so ein Nutria ist… und uns wurde klar, dass es bereits krank oder verletzt (vermutlich auf der Landstraße angefahren und dann die Böschung runtergepurzelt) gewesen sein musste. Andernfalls hätte dieses scheue Tier sich nicht so weit vom Wasser aufgehalten und vor allem hätte es Vega schwer verletzt… doch die hatte nicht einmal einen Kratzer!

Sei es, wie es war: wir mussten dem armen Tier helfen.

Also riefen wir bei der Polizei an…und hatten schon das nächste Problem: Wo befanden wir uns? War das noch Bonner Stadtgebiet oder waren wir schon in Troisdorf? Und wie konnte die Polizei helfen? Als die hörten, dass das Tier noch lebte und wahrscheinlich erlöst werden müsste, wurde ganz schnell auf die Feuerwehr bzw. auf das Bonner Tierheim verwiesen.

Das Tierheim? Nein…also doch lieber die Feuerwehr angerufen, die glücklicherweise sofort jemanden rausschicken wollte. Dank einer Passantin mit Beagle wussten wir zumindest, dass wir in Bergheim waren und dass sich ein kleines Stück weiter an der Landstraße eine Bushaltestelle befand, die wir als Treffpunkt nehmen konnten. Mein Mann rannte also los und  versuchte, eine möglichst genaue  Ortsbeschreibung durchzugeben, während ich mit Simba und Vega zurückblieb, das bemitleidenswerte Nutria „bewachte“ (das sich glücklicherweise beruhigt hatte) und vor allem andere Hundehalter warnte.

Die Minuten vergingen schrecklich langsam. Von der Feuerwehr keine Spur. Dann ein Anruf von der Feuerleitstelle: man könne uns nicht finden. Nun wurde mein Schatz mit dem Feuerwehrmann verbunden, der irgendwo durch Bergheim irrte. Als ich mich nun einschaltete, gelang es uns, dem Mann eine genauere Wegbeschreibung durchzugeben.

Trotzdem dauerte es insgesamt eine gute Stunde, bis Hilfe da war…und der noch recht junge Mann der Freiwilligen Feuerwehr wurde kreidebleich, als er hörte, dass das Nutria immer noch lebte. Nachdem er sich dann vor Ort ein genaueres Bild von der Sachlage gemacht hatte, bestätigte er unsere Vermutung: das Tier war nur etwas besabbert, ansonsten aber äußerlich unverletzt. Die Querschnittslähmung, die unmittelbare Nähe zur Landstraße sowie fehlende Verletzungen auf Seiten des Hundes sprachen sehr dafür, dass das Nutria bereits verletzt gewesen war und sowieso verendet wäre. Also konnte er es nur noch erlösen.

Doch was so einfach klingt, ist es nicht… vor allem wenn man so etwas noch nie getan hat und einem das richtige Handwerkszeug dafür fehlt. Also nahm er eine Schaufel vom Pritschenwagen, atmete tief durch und tat das, was getan werden musste.

Ich habe zwar nicht hingeguckt, doch mir war – ebenso wie den beiden Männern – einfach nur speiübel.

Der einzige Trost ist, dass die Qualen des armen Tieres so wenigstens ein schnelles Ende gefunden haben. Hätte Vega es nicht aufgestöbert, hätte es wahrscheinlich noch ewig dort gelegen und wäre elend eingegangen.

Good bye, Kimba!

Kimba, in jungen Jahren auch der „Drache“ genannt, starb im Alter von 9 Jahren nach 48 Stunden harten Kampfes an den Folgen einer Aspirationspneumonie.

Da niemand es besser formulieren kann als ihr schrecklich trauriges Frauchen, erlaube ich mir, ihre Abschiedworte zu zitieren:

Unsere unerschrockene Amazone ist nie einem Kampf ausgewichen. Im Gegenteil – die meisten hat sie selbst angefangen!
Diesen hat sie verloren.

Am 25.12.2011 morgens um fünf ist sie über die Regenbogenbrücke gegangen, um auf der anderen Seite für Ordnung zu sorgen,wenn sich ihre Katzenfreunde dort streiten.

Wer sie kannte weiß, was wir nach einer langen, aufregenden gemeinsamen Zeit verloren haben.

Wir sind sehr traurig.

Wir kannten Kimba nicht nur aus vielen Erzählungen, sondern auch „live und in Farbe“. Wir waren entzückt von dieser wunderschönen, resoluten und Menschen sowie Katzen gegenüber extrem netten und anschmiegsamen Doggenhündin, die sich Artgenossen sehr genau aussuchte und  recht kernig werden konnte. Um so mehr hatte es uns gefreut, dass sie mit einem jungen Mastinorüden an ihrer Seite einen zweiten Frühling erlebte und mit diesem ausgiebig spielte. Der „Kleine“ wird sie sehr vermissen, ebenso wie der Rest des Waldzoos.

Und auch wir sind schrecklich traurig und fühlen mit ihren Menschen mit….

künstliche Aufregung

Gestern bemerkten kurz nach 18.00 Uhr zwei Weihnachtsaushilfen einen leichten Brandgeruch, den wir uns nicht erklären konnten…. bis ein Polizeibeamter mehrere Passanten regelrecht in die Sicherheit unserer Buchhandlung trieb, da nur wenige Meter vor unseren Glastüren in einem Marktstand ein Feuer ausgebrochen war. Da ich mich im Eingangsbereich befand, sprach mich der Polizist sofort an und erklärte mir, dass eine Gasflasche lichterloh brannte, die jederzeit explodierten könnte. Aus diesem Grund war es für unsere Kunden natürlich sicherer, sich in den hinteren Bereich der Buchhandlung zurückzuziehen, bis wir eine Entwarnung durch die Feuerwehr bekommen würden.

Für mich völlig unverständlich war jedoch das Verhalten einzelner Personen, die sich über die lautstarken Anweisungen des uniformierten Beamten hinwegsetzen wollten und allen Ernstes versuchten, sich an uns vorbeizuzwängen und den Laden zu verlassen!

Wieder andere wollten nun über die Fluchtwege die Buchhandlung verlassen, obwohl der Polizist sogar über unsere Sprechanlage eine Durchsage gemacht hatte, in der er ausdrücklich darauf hinwies, dass aus nicht im  Laden brannte, sondern draußen auf dem Marktplatz… und dass für die Kunden keinerlei Gefahr bestand, solange sie das Geschäft nicht verließen.

Tatsächlich dauerte es keine 10 Minuten, bis die Feuerwehr die Lage unter Kontrolle, den Brand gelöscht hatte und über den Polizisten Entwarnung geben ließ. Da es beim Löschen jedoch zu einer starken Rauchentwicklung gekommen war, sollten die Menschen beim Verlassen der Buchhandlung darauf achten, nicht direkt in den Qualm zu laufen, sondern sich an der Drehleiter der Feuerwehr zu orientieren und deren Richtung anzusteuern… was bei vereinzelten Personen, die nicht richtig zugehört hatten, sogar zu der Annahme führte, aus Fenstern auf die Drehleitern steigen zu müssen!

Ganz ehrlich? Ich verstehe so etwas nicht. Die ganze Aktion verlief absolut ruhig. Es herrschte weder Hektik noch Panik. Der Polizeibeamte informierte sachlich und auch wir Mitarbeiter blieben völlig entspannt und baten unsere Kunden lediglich, sich ein paar Minuten zu gedulden.

Doch es kam noch heftiger: im Nachhinein hatte sich nämlich eine Person mit dem unhaltbaren Vorwurf an die Presse gewandt, unsere Fluchtwege seien verschlossen gewesen. Vielleicht sollten sich gewisse Personen lieber mal informieren, wie Fluchtwege gesichert sind und wie Nottüren geöffnet werden können… falls sie tatsächlich mal in die Verlegenheit eines echten Notfalls kommen.

Kleiner Tipp: An jedem Notausgang befindet sich ein relativ großer und noch dazu leuchtender „Notfallmelder“, mit dem man nicht nur einen Alarm auslöst, sondern auch die Nottür öffnet.