Wer rastet, der rostet

Da ich heute nur ein paar Meter von dem Feld entfernt parkte, wo der Schäfer gerade seinen Weidezaun setzte, ergab sich endlich mal die Gelegenheit, mich etwas länger mit diesem alten Herrn zu unterhalten, mit dem ich kürzlich schon mal ein paar Worte gewechselt hatte. Er hatte mich ja schon öfter mit meinen Hunden in der Gegend gesehen und freute sich, dass ich a) grüßte (das sei heute keine Selbstverständlichkeit mehr…) und b) die Hunde nicht in die Nähe der Schafherde kommen ließ.

Er erzählte dann, dass er in den Siegauen und Richtung St. Augustin wenig Probleme mit Hundehaltern hätte… auf den Rheinwiesen komme es da schon eher zu Konflikten, wenn ein Hund z.B. einfach über den Zaun in die Herde reinspringe. Besonders schlimm seien die Huskies, die teilweise kilometerweit liefen und völlig außer Kontrolle gerieten. Sein Alptraum sei dann immer, dass die Schafe in Panik gerieten und auf der Autobahn landeten…

So was mag ich mir auch gar nicht ausmalen. *schluck*

Wie wir uns also so nett unterhielten, wagte ich mal die indiskrete Frage nach seinem Alter. Er ist nämlich so ein kleiner „Hutzelmann“, wettergegerbt, leicht gebeugt, weisshaarig…aber hellwach und auch körperlich offenbar noch recht fit.

Da musste der Schäfer dann doch lachen und ließ mich raten. Öhm. Ich lag natürlich völlig daneben und war dementsprechend baff, als er mir verriet, bald 78 Jahre alt zu werden. Respekt!

Der alte Mann gestand dann aber auch, dass er schon seit fast 40 Jahren immer wieder darüber nachdenke, den Job an den Nagel zu hängen. Doch letztendlich könne er nicht stillsitzen und außerdem hätte er es gleich in den Knochen, wenn er zu lange pausieren müsse. „Wer rastet, der rostet“. Er habe zwar keine eigene Herde mehr, doch hüte er nun eben die Schafe anderer…

Besonders beeindruckt hat mich auch, wie locker und leise er seinen Hirtenhund „dirigieren“ konnte: als die unangeleinte Vega nämlich plötzlich unruhig wurde, bemerkte ich, dass sich die Schafe in Bewegung gesetzt hatten und direkt auf uns zusteuerten. Auf meinen Hinweis hin drehte der Schäfer sich nur um, meinte „Hey…das ist für heute abend!“ , gab ein leises Kommando….   und prompt stand der Hütehund auf, trieb im lockeren Trab die Schafe zurück und hielt so davon ab, auf das Feldstück mit dem noch hohen Wildwuchs zu trotten. Wow!

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