Mamma- / Gesäugetumore

Mammatumore sind die wohl häufigste Tumorerkrankung bei Hündinnen. Dabei handelt es sich um Tumore der Gesäugeleiste. Hündinnen, die vor dem 2. Lebensjahr bereits zu dick sind, haben eine erhöhtes Tumorrisiko; ebenso Hündinnen, die zur Läufigkeitsunterdrückung Hormoninjektionen erhalten, insbesondere wenn Östrogen und Gestagen kombiniert werden. Weiterhin steigt mit höherem Lebensalter die Tumorhäufigkeit an. Meist entstehen sie ab dem 4. Lebensjahr; das „kritische“ Alter liegt bei 7 Jahren. Auch haben verschiedene Untersuchungen Rassedispositionen festgestellt: besonders häufig betroffen sind Dackel, Pudel und Cockerspaniel; bösartige Tumore findet man besonders häufig bei Schäferhund, Dobermann, Rottweiler und Boxer.

Man unterscheidet mehrere Tumorformen:

1. benigne Neoplasien (gutartige Zubildungen)

2. maligne Neoplasien (bösartige Zubildungen)

3. Tumore mit niedrigem Malignitätsgrad

Zwar kann das Aussehen eines Tumors Hinweise auf seine Dignität (Gut- oder Bösartigkeit) geben, um ihn jedoch genau bestimmen zu können, ist es unumgänglich, ihn nach der chirurgischen Entfernung in ein Labor einzuschicken und histologisch und zytologisch untersuchen zu lassen. Ist der eingeschickte Tumor gutartig, bedeutet dies aber nicht zwangsläufig, dass alle Zubildungen dies ebenfalls sind, da gleichzeitig gut- und bösartige Tumore auftreten können.

Ursache:

Körperzellen unterliegen einer ständigen Teilung, um Gewebe und Organe zu regenerieren. Treten bei dieser Teilung Fehler auf , wie z.B. bei der Wachstumskontrolle, kann sich eine solch fehlerhafte Zelle unkontrolliert weitervermehren. Oft werden solche Tumorzellen vom Immunsystem des Körpers erkannt und zerstört. „Versagt“ das Immunsystem, bilden sich Zellhaufen krankhafter Zellen und letztendlich Tumore.

Eine weitere Problematik entsteht durch den ganz normalen Zyklus einer Hündin.  Unter dem Einfluss der Geschlechtshormone (Östrogen, Progesteron und Prolaktin) finden zyklusabhängig Auf- und Abbauvorgänge im Gesäuge statt, unabhängig von einer tatsächlichen Trächtigkeit. Die genauen Wirkmechanismen sind zwar nicht bekannt, doch haben Untersuchungen erwiesen, dass die Fortpflanzungshormone eine wichtige Rolle bei der Entartung normaler Gesäugezellen  spielen.

Eine Frühkastration (vor der ersten Läufigkeit) senkt das Risiko einer entsprechenden Tumorerkrankung auf 0,5 %. Wird die Hündin zwischen der ersten und zweiten Läufigkeit kastriert, besteht immer noch ein stark verringertes Risiko, Mammatumore zu entwickeln.  Wird die Kastration jedoch nach der dritten Läufigkeit durchgeführt, kann kein hemmender Effekt auf eine mögliche Tumorentwicklung mehr beobachtet werden.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass man Hündinnen grundsätzlich prophylaktisch kastrieren sollte! Man sollte nicht vergessen, dass Kastrationen durchaus auch unerwünschte Nebenwirkungen haben.

Tumorverhalten:

Gutartige Tumore wachsen meist nur sehr langsam oder manchmal sogar über einen langen Zeitraum gar nicht. Durch das Tumorwachstum können aber je nach Größe und Lokalisation mechanische Behinderungen auftreten, die die Hündin in ihrer Beweglichkeit einschränken. Weiterhin besteht die Gefahr, dass durch Tumorverletzungen oder durch ein Einreissen der Haut über dem Tumor Entzündungen entstehen.

Bösartige Tumore sind in der Regel aggressiver. Sie wachsen nicht nur schneller, sondern vor allem in das benachbarte gesunde Gewebe hinein, was häufiger zu Entzündungen führt. Außerdem metastasieren (streuen) sie, d.h. Tumorzellen gelangen am eigentlichen Entstehungsort durch ihr Eindringen in umliegendes Gewebe in den Blutstrom und/oder in die regionalen Lymphknoten und werden durch den Körper „geschwemmt“. Dabei können sie sich quasi an jedes Organ (meist an der Lunge) anlagern, sich dort weitervermehren und die Organfunktion derart massiv einschränken, dass die Hündin schwer erkrankt und letztendlich verstirbt.

Werden also Mammatumore entdeckt, reicht es nicht aus, diese zu entfernen, sondern man muss die Hündin nach Metastasen absuchen. Hat der Tumor bereits gestreut, sieht die Prognose für die Hündin deutlich schlechter aus.

Therapie:

Die Therapie der Wahl ist die operative Entfernung des Tumors und des angrenzenden Gewebes (Nodulektomie / Lumpektomie). Gegebenenfalls ist auch die komplette Entfernung der Milchleiste (Mastektomie) vonnöten.

Andere Therapieformen wie Chemotherapie, Bestrahlung und Immunotherapie zeigen bislang keine überzeugenden und vor allem reproduzierbaren Erfolge.

******************

Als bei unserer Violetta in zwei OPs beide Milchleisten komplett entfernt werden mussten, sah insbesondere die erste Wundnaht schlimm aus, da hier auch zusätzlich ein größerer Tumor entfernt werden musste. Im Grunde war das arme kleine Körperchen von vorne bis hinten aufgeschnitten worden.

Trotzdem hat Vio sich von dieser heftigen Operation erstaunlich schnell erholt!