Magendrehung

Bei der Magendrehung beim Hund (Torsio ventriculi) handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Notfall, der schnellstmöglich operiert werden muss, und der meist große Hunde mit tiefem Brustkorb betrifft. Klassische Risikopatienten sind Deutsche Doggen, Dobermänner, Boxer und Deutsche Schäferhunde. Die Magendrehung kann aber auch bei jedem anderen Hund auftreten.

Da bei einer Magendrehung jede Minute zählt, sollte man keine Zeit damit verschwenden müssen, den Notdienst habenden Tierarzt herauszufinden und zu erfragen, ob dieser überhaupt in der Lage ist, das für eine solche OP benötigte Team von vier Personen rechtzeitig zusammenzustellen, oder ob er sowieso an die nächste Tierklinik verweisen würde. Jeder Halter eines „Risikohundes“ sollte daher seinen Haustierarzt im Vorfeld auf diesen Notfall ansprechen, sich die von ihm empfohlene Vorgehensweise merken und immer die richtigen Telefonnummern (Tierarzt, nächste Tierklinik) und Wegstrecken zur Hand haben.

Doch was geschieht eigentlich bei einer solchen Torsion?

Der Magen überdehnt sich und dreht sich um seine eigene Achse. Dadurch werden nicht nur der Mageneingang und -ausgang abgeschnürt, so dass der Magen sich nicht mehr entleeren kann, sondern es werden auch die entsprechenden Blutgefäße und Nerven des Magens abgedrückt, so dass sogar Teile des Magens absterben können. Gleiches gilt für die Milz, die sich gelegentlich mitdreht und deren Blutzufuhr dabei ebenfalls abgeklemmt wird. Es kommt zu einem Blutdruckabfall, einer erschwerten Atmung, einem starken Druck auf das Herz und einem Freisetzen von giftigen Stoffwechsel-Abbauprodukten aus der Magenwand, welche die Herzmuskelzellen angreifen und ein lebensbedrohliches Herzkammerflimmern hervorrufen können. Letztendlich kommt es zu einem Schock und ohne OP stirbt der Hund innerhalb weniger Stunden unter schrecklichen Schmerzen.

Ursache:

Die Ursachen einer Magendrehung sind meistens unklar. Oft kommt es zu einer Aufgasung und einer Überdehnung des Magens, nachdem der Hund viel oder aufquellendes Futter aufgenommen hat. Eine weitere Möglichkeit ist die Aufnahme von relativ viel Wasser und/oder Luft. Insbesondere wenn ein Hund hastig frisst oder trinkt, schluckt er dabei Luft ab, die den Magen zusätzlich aufbläht. Auch arg gestresste Hunde neigen in bestimmten Situationen dazu, hektisch zu „japsen“ und dabei Luft abzuschlucken.  Kommt es nun zu einer zu starken Bewegung des überdehnten Magens, kann sich dieser um seine eigene Achse drehen. Dies kann z.B. passieren, wenn sich der Hund kurz nach der Futteraufnahme stark bewegt, rennt und spielt.

Ein weiterer Faktor könnte eine Bindegewebsschwäche sein, wie man sie bei einigen großen Rassen häufiger findet, und die sich auch auf die Magenbänder auswirken kann. Sind diese Bänder „ausgeleiert“ und lose, kann sich der Magen leichter drehen, da er nicht fest mit der inneren Bauchwand verbunden ist.

Symptome:

  • Übelkeit (Speicheln, Schmatzen)
  • Unruhe
  • harte Bauchdecke
  • Schmerzen (aufgekrümmter Rücken, Stöhnen)
  • vergebliche Versuche, zu erbrechen und/oder zu koten
  • Aufgasung (der Bauch hängt sehr tief und wird extrem breit… die Bauchdecke ist so gespannt, dass sie wie ein Trommelfell wirkt)
  • blasse Schleimhäute (zu sehen an Augen und Lefzen)
  • Schock
  • Kreislaufversagen

Therapie:

Normalerweise wird beim Tierarzt sofort mittels einer großen Kanüle, die seitlich durch die Bauchwand in den Magen gestochen wird, Gas und somit Druck aus dem Magen abgelassen. Gleichzeitig wird ein Zugang gelegt, um den Kreislauf des Hundes  über eine Infusion zu stabilisieren und um über diesen Venenverweilkatheder gegebenenfalls auch die Narkose einzuleiten und zu steuern (falls keine Inhalationsnarkose durchgeführt wird). Auf jedenFall muss ein zweiter Tierarzt während der OP konstant die Narkose überwachen, da die Gefahr besteht, dass das geschwächte Herz schlapp macht und der Hund auf dem OP-Tisch verstirbt.

In manchen Fällen besteht der Tierarzt / die Tierklinik darauf, den Hund vorab zu röntgen, um zu sehen,  wie stark der Magen sich gedreht hat und ob die Chance besteht, ihn wieder mit Hilfe einer Sonde in seine ursprüngliche Lage zu bringen, ohne den Hund „aufmachen“ zu müssen.

Hierbei geht unter Umständen wertvolle Zeit verloren, in der man den Hund evtl. nicht mehr ausreichend stabilisieren kann und evtl. bereits beginnende Gewebsnekrosen weiter voranschreiten.

Bei der OP selber wird zuerst einmal ein Bauchschnitt gemacht und anschließend der Magen geöffnet, so dass nun  das ganze Gas entweichen und man den Mageninhalt entfernen kann. Anschließend wird nach Überprüfung auf Gewebeschädigungen und deren Entfernung der Magen wieder verschlossen und zurückgedreht. Falls notwendig, wird nun auch die Milz repositioniert bzw. – je nach vorliegender Schädigung – entfernt. In den meisten Fällen wird der Chirurg anschließend den Magen mit einer Naht an der inneren Bauchwand fixieren, um das Risiko einer erneuten Magendrehung zu verringern.

Nachsorge:

Mit der erfolgreichen OP ist es nicht getan! Da durch absterbende Magenwandzellen Giftzellen freigesetzt werden, die insbesondere den Herzmuskel schädigen können, sind die folgenden Tage kritisch und der Hund kann immer aufgrund von Komplikationen versterben. Aus diesem Grund bleiben die meisten Hunde ein paar Tage in der Praxis oder Klinik, wo sie idealerweise rund um die Uhr überwacht und auch künstlich ernährt werden können.

Wenn man bedenkt, dass sehr viele Hunde innerhalb der nächsten drei Tage post-OP an Kreislaufversagen versterben, ist natürlich jeder zusätzliche Stress äußerst gefährlich. Hat man also einen Hund, für den die ungewohnte Umgebung und das Handling durch womöglich fremde Personen großen Stress bedeutet, kann es durchaus sinnvoll sein, ihn mit nachhause zu nehmen. Gesetzt den Fall, man verbreitet als Patientenbesitzer selber keinen Stress, lässt den Hund niemals unbeaufsichtigt, ist in der Lage, den Hund vernünftig medizinisch zu versorgen (Weiterführung der Infundierung, Verabreichung eines kreislaufunterstützenden Medikaments) und reagiert angemessen und vor allem schnell auf jede Verschlechterung des Zustandes.

Unser Fazit bzw. die daraus resultierenden Vorsichtsmaßnahmen:

  • Ruhe während des Fütterns
  • erhöhte Wasser- und Futternäpfe, um ein vermehrtes Luftabschlucken durch eine ungünstige Position am Napf zu verhindern
  • mind. 2 Mahlzeiten pro Tag, um den Magen nicht zu überlasten
  • Einhaltung einer Ruhezeit nach dem Fressen