Cauda Equina

Bei der Cauda Equina (Cauda Equina Kompressionssyndrom / degenerative lumbosakrale Stenose) handelt es sich um eine degenerative neurologische Erkrankung, bei der die Nervenwurzeln im Bereich der sogenannten „cauda equina“ (also im Lendenwirbel-Kreuzbein-Bereich) eingeengt werden. Sie tritt häufig bei mittelgroßen und großen Hunden „sportlicher“ Rassen ab dem mittleren Lebensalter auf. Sehr häufig betroffen ist der Deutsche Schäferhund, aber auch Boxer, Dobermann, Rottweiler, Riesenschnauzer und Husky erkranken oft an einem cauda equina-Syndrom.

Ursache:

Die Kompression der Nervenwurzeln kann unterschiedliche Ursachen haben. In  Frage kommen Veränderungen der Wirbel, Bandscheibenvorfälle, Infektionen, Tumore und Traumata.

Meist ist das Problem „bauartbedingt“ im L7-S1-Bereich lokalisiert, also im Übergang vom letzten Lendenwirbel zum ersten Kreuzwirbel. Diese beiden Wirbel sind oft nicht korrekt ausgebildet und dadurch instabil. Außerdem ist der Wirbelkanal, in dem die langen und für die Motorik des hinteren Bewegungsapparates zuständigen Nervenwurzeln liegen, hier recht flach.  Selbst beim ganz normalen Laufen und Springen wird genau dieser Wirbelsäulenbereich stark beansprucht und ist altersbedingten Abnutzungserscheinungen ausgesetzt, die zu Arthrosen mit entsprechenden Umbauvorgängen der Wirbel bis hin zu Bandscheibenvorfällen führen können. Eine Überbelastung (gerade bei „Sporthunden“) sowie Übergewicht können noch erschwerend hinzukommen.

Durch die Verengung des Wirbelkanals wird Druck auf die Nervenwurzeln sowie gegebenenfalls auch auf die sie umgebenden und versorgenden Blutgefäße ausgeübt, was zu einer Nervenschädigung führt.

Symptome:

Oft bemerkt der Hundebesitzer lange Zeit nichts, da sich die Symptome schleichend entwickeln und der Hund seine Rückenschmerzen still erträgt. Dann fällt möglicherweise auf, dass er schlecht hochkommt, zögerlich springt, nicht gerne Treppen steigt oder ins Auto springt, sich nicht mehr auf die Hinterbeine stellt. Werden die Schmerzen stärker, fiept oder stöhnt der Hund gelegentlich oder schreit bei einer „falschen“ Berührung oder Bewegung vor Schmerz auf. Nun ändert sich peu a peu das Gangbild: der Hund nimmt Schonhaltungen ein, wirkt steif…. später kommen Lahmheiten oder Lähmungserscheinungen der Hinterläufe und/oder der Rute („Hammelrute) hinzu, hörbares Nachschleifen der Hinterpfoten, eine Muskelatrophie der Hintergliedmaßen sowie Harninkontinenz bzw. Probleme beim Harn- und Kotabsatz.

Diagnose:

Um korrekt zu behandeln, muss zuerst einmal die exakte Ursache für die c.e. gefunden werden, um diese zu beheben. Dies erfolgt durch eine gründliche neurologische Untersuchung, ein (bestenfalls digitales) Röntgen sowie ein CT und/oder MRT, gegebenenfalls nach Spritzen eines Kontrastmittels.

Therapie:

Eine medikamentöse Behandlung mit Schmerzmitteln und Cortison hat im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung in der Regel keine dauerhafte Wirkung, da lediglich die Schmerzen unterdrückt und die Entzündung gehemmt wird. Die tatsächlich vorliegende Schädigung wird jedoch nicht behoben. Im Anfangsstadium kann eine medikamentöse Therapie in Kombination mit einer Schonung des Hunden möglicherweise aber ausreichen.

Treten bereits neurologische Ausfälle und/oder Lähmungen sowie derart starke Schmerzen auf, dass diese nicht auf Analgetika ansprechen bzw. immer wiederkehren, empfiehlt sich ein chirurgischer Eingriff.  Bei der dorsalen Laminektomie werden im betroffenen Bereich das Wirbelsäulendach entfernt und die Nervenwurzeln freigelegt, so dass eine Druckentlastung eintritt. Zur weiteren Entlastung werden Nervenwurzelkanäle geöffnet / erweitert, störende Osteophyten (Knochenzubildungen) abgeschliffen und vorgefallene Bandscheiben in mikrochirurgischer Feinarbeit entfernt.

Nur so hat das Nervengewebe die Möglichkeit, sich zu regenerieren und seine neurologischen Funktionen wiederaufzunehmen.  Je nach Schwere und Dauer der neurologischen Ausfälle kann es aber sein, dass der Hund nie wieder seine vollen Nervenfunktionen wiedererlangt.  Die OP lohnt sich aber insofern trotzdem, als dass der Hund aufgrund der schließlich besseren Beweglichkeit und vor allem der Schmerzfreiheit erheblich an Lebensqualität gewinnt.