Spaziergang mit anschließender Beratung

Die Kölner waren so lieb, nach Bonn zu düsen, um mir bei meinem Maulkorbauswahlproblem zu helfen. Schließlich haben sie selber 2 Hunde, die den Großteil der Zeit mit MK geführt werden müssen und wissen daher, wie so ein Teil sitzen muss, um sicher zu sein UND den Hund nicht allzu sehr zu stören.

Vorher ging es aber mit den Wauzis an die Sieg. Ich habe allerdings vorsichtshalber Pee-Wee zuhause gelassen und Oma Mortisha durfte auch bei ihrem Papa bleiben, weil es für sie zu warm war.

Sofia und Matilda haben sich aber sehr über die Kölner Hundebande gefreut. Flip hat erfreulicherweise so toll auf die Kleine reagiert, obwohl er sie heute erst zum zweiten Mal gesehen hat, dass er relativ schnell den Maulkorb abgenommen bekommen konnte.

Das bedeutete aber, dass ich mich nicht mehr hinter die Kamera klemmen konnte, da wir nun verstärkt aufpassen mussten…. und zwar nicht nur weil es immer wieder fremde Hunde gab, die zu nah kamen, sondern auch weil Matilda größeren Hunden, die sie nicht so gut kennt, Bescheid sagt, wo der Hammer ihrer Meinung nach hängt…und Flip sich das nicht gefallen lassen würde. 

Nach dem Spaziergang ging es zu uns nach Hause. Da es für die Kölner Wauzis zu warm war, um im Auto zu bleiben, wir die acht Vierbeiner aber nicht zusammen lassen konnten, haben wir schnell im 1.Stock alles „krötensicher“ gemacht. Schließlich ist die Kleine blind und sollte sich – neugierig wie sie ist – bei ihren unbeaufsichtigten Erkundungstouren nicht weh tun.

Als dann alle mit Wasser, Spielzeug und gemütlichen Liegeplätzen versorgt waren, konnten Claudia & Sandra dann endlich bei Kaffee und Kuchen unseren Peewel kennenlernen, der Menschen ja toll findet und sich von seiner allerbesten Seite gezeigt hat.

Dann begann auch schon die „Modeshow“: der supergeduldige Pee-Wee bekam einen MK nach dem anderen aufgezogen und die beiden Mädels kommentierten den Sitz und erklärten mir die Vor- und Nachteile der einzelnen Modelle. Das war mir wirklich eine unglaubliche Hilfe.

Ein neuer Zaun muss her!

In der linken hinteren Ecke unseres Gartens haben wir einen Holzunterstand, der gerade ausgeräumt wird, um das getrocknete Holz „kaminnäher“ im offenen Schuppen direkt am Haus zu lagern. Dadurch hat man wieder einen relativ freien Blick zum Grundstück dahinter…. und prompt nutzte die Nachbarin gestern die Gelegenheit, um mich zu einem Schwätzchen an den Zaun zu rufen.

Ok, kein Problem…. ich bin nur kurz ins Haus, um meine Gartenclogs zu holen, damit ich nicht barfuß durch das noch feuchte Gras stiefeln musste. Als ich aber wieder aus dem Haus trat, traute ich meinen Augen kaum:

Pee-Wee hatte sich an den (unnützen) Barrikaden vorbeigemogelt und die Vorderpfoten auf den Holzzaun gestellt, ließ sich von Rosemarie durchknuddeln und versuchte gerade, zu ihr rüberzuklettern, indem er sich mit dem Vorderpfoten hochzog und mit den Hinterpfoten hochzukraxeln versuchte!
Ich konnte ihn gerade noch stoppen! 

Rosemarie fand’s lustig und klopfte liebevoll auf dem dicken Bollerkopp rum. Bis ich irgendwann verdattert fragte: „Du weisst aber schon, dass das nicht Simba ist?“

Große Augen, riesige Fragezeichen über dem Kopf.

Gut, dass der Dicke so nett ist und unsere Nachbarin so unbedarft.  Ihr war tatsächlich nicht aufgefallen, dass die aufdringliche Schmusebacke nicht mehr dunkelbraun gestromt ist, sondern schwarz…und hatte daher wie selbstverständlich über den Zaun gegriffen und geknuddelt.

Das bedeutet für uns jetzt aber, dass wir dringend den hinteren Zaun erhöhen müssen!

Sollte Pee-Wee bei Rosemarie und ihrem Mann landen, wäre das ja nicht weiter tragisch, weil die beiden Hunde mögen (sie hatten früher selber mal einen Papillon) und weil ihr sehr hoher Zaun zur Straße immer fest verschlossen ist. Bei ihren direkten Nachbarn sähe das aber anders aus, weil dieses Paar Angst vor Hunden hat und bei ihren Kindern sehr empfindlich reagiert. Das gäbe also Zeter und Mordio…

Warum kann man nicht einfach anleinen…

…wenn man darum gebeten wird?

Da Pee-Wee doch nicht ganz so easy bei Fremdhundbegegnungen ist, muss ich mittlerweile getrennt laufen, um mich auf ihn konzentrieren zu können. Nur Matilda kommt mit, weil sie eh nie an der Leine ist und null Interesse an fremden Hunden hat.

Heute morgen haben wir in grooooßer Entfernung einen Menschen mit zwei Hunden gesehen, der uns wohl auch entdeckt hatte und offenbar vom bereits eingeschlagenen Weg (vom Damm runter und zurück Richtung Feldweg) abgedreht ist, um direkt auf uns zuzusteuern. Nun gut…er konnte ja nicht wissen, dass wir das jetzt nicht so prickelnd fanden.

Ich hole also die Schleppleine ein und klinke die kurze Führleine ein, von der Seite deutlich zu sehen mit doppelter Sicherung (Halsband und Geschirr). Ich bleibe stehen. Dann weiche ich ein paar Meter auf die Wiese aus. Lasse Pee-Wee absitzen. Rufe Matilda ran. Lasse auch sie absitzen.

Der Mann stiefelt weiter mit zwei unangeleinten Hunden auf uns zu und beginnt nun sogar, mit dem einen zu spielen und ordentlich Bewegung reinzubringen.

Nun rufe ich: „Könnten Sie bitte Ihre Hunde anleinen?“

Keine Reaktion.
Ich wiederhole mich mehrmals. Mit demselben Ergebnis.

Hat er mich nicht verstanden? Aber ganz ehrlich: selbst wenn er mich auf Entfernung nicht hören/verstehen sollte, kann er sich doch denken, was ich von ihm will, oder? 

Also noch mal: „Leinen Sie bitte Ihre Hunde an. Wir möchten keinen Kontakt.“
Er: „Warum denn das?“

ARGH! Ich doch schiet-egal, oder? Mach’s doch einfach, wenn ich dich darum bitte!

Ich erkläre also, wieso weshalb, derweil Pee-Wee fixiert, sich auf den Boden wirft und ich ihn in eine halbsitzende Position hochziehe.

Er, im vorwurfsvollen Ton: „Das ist aber schade. So kann er das aber nie lernen.“

Ich bin perplex. Sammle mich kurz und sage dann: „Solange ich ihn nicht abgesichert habe, möchte ich keinen Kontakt. Aber bitte…wenn Sie riskieren möchten, dass einer ihrer Hunde gebissen wird…“

Da hat er dann doch angeleint. Und jetzt bitte festhalten: Dabei dreht sich der eine Hund zur Seite und ich sehe, dass er eine Blinden-Kenndecke trägt…. und tatsächlich… als das Trio nun näher kommt, sehe ich, dass dem Wauz beide Augen fehlen! Na, super. Er hätte also einen blinden Hund in einen potentiell unfreundlichen und erheblich größeren Hund reinlaufen lassen, der bereits extrem angespannt war. Wie bescheuert kann man eigentlich sein? 

Doch damit nicht genug. Auf meiner Höhe muss man dann noch stehen bleiben und die Flexis etwas lockern, woraufhin Matilda nicht sitzen bleibt, sondern die letzen Zentimeter zu ihnen aufschließt, um sich beschnufeln zu lassen. [Entfernung zu Pee-Wee und mir: ca. 3 m]

Er: „Sehen Sie. Geht doch!“
Ich: „SIE hat ja kein Problem damit, für IHN ist es aber schon eine Riesenleistung, jetzt noch so ruhig zu bleiben!“
Er: „Ja, aber so sieht er, dass das ganz normal ist.“

Okaaaaaay…. ich habe dann mal nichts weiter dazu gesagt, sondern nach einem Blick auf Matildas zunehmend verkniffene Körperhaltung und ihr Knüsselsgesicht leise gewarnt: „Nicht granteln, Matilda“

Die Kleine mag es nämlich nicht, bedrängt zu werden und kann ziemlich heftig reagieren. Und ich glaube nicht, dass der Lerneffekt für Pee-Wee besonders positiv wäre, würde die Kleine quasi direkt vor seiner Nase wild um sich schnappen, um fremde Hunde auf Abstand zu halten.

Aber nun gut. Warum rege ich mich auf? Der Mann wollte mir doch nur gute Tipps geben. *hüstel*

Kein Glück mit den Frauen

Egal wen wir treffen: Pee-Wee versaubautelt sich mit seiner stürmischen Art jeden Kontakt und sackt sich ein um’s andere Mal einen Anraunzer ein. Selbst mit den netten Nachbarshündinnen Bonnie (mittelgroßer Mix) und Liesl (Rauhhaardackeline) hatte er kein Glück. Die erste hat nach ihm geschnappt, die zweite hat ihr Heil in der Flucht gesucht.

Doch selbst mit der superruhigen und freundlichen Herdenschutzhündin, die wir zufälligerweise an der Siegfähre getroffen haben, hat es nicht geklappt. Langsame Annäherung (Pee-Wee extrem aufgeregt). Schließlich standen die Hunde tatsächlich ganz dicht beieinander, beschnupperten sich, der Dicke fing an zu wedeln…  um dann urplötzlich zu schnappen.

Öhm. Ok…es ist nichts passiert, aber das hat mich dann doch leicht aus der Fassung gebracht, da die Hündin nichts, aber auch wirklich gar nichts getan hatte, um sich diesen „Schnapper“ zu verdienen. Weder sie noch die Halter waren eingeschüchtert und so ließen wir sie noch einer Weile wieder ran, mit dem Resultat, dass das Pevil-Knievel sofort nach ihr schnappte….

Ob der Dicke mittlerweile meint, hier in Deutschland gehrt es zum guten Ton, wenn man sich begrüßt? Schließlich hat er oft genug selber was abbekommen…

Entspannung pur

Die Sonne strahlt, ein laues Lüftchen weht, alle sind entspannt und die Wauzis genießen es, zusammen auf den Outdoormatten zu liegen, während Pee-Wee auf seinem Lieblingskaustrick rumgnatscht.

Kontrolltermin

Die Tierärztin war begeistert: der Dicke hat zwar (durch die regelmäßige Bewegung) etwas abgenommen und wiegt nur noch 38,5 kg, doch er sieht wirklich schön ausgewogen aus. Dazu ist das Fell wohl deutlich dunkler und dichter geworden.

Die Ohrenbehandlung ist abgeschlossen und ohne die Schwellungen kommt sogar trotz der Knubbel im Ohr noch etwas Luft dran. Ich muss jetzt nur regelmäßig pflegen.

Das Entropium ist aber leider immer noch recht ausgeprägt. Da werden wir die Kastrationsnarkose nutzen, um das Augenlid gleich mit zu korrigieren. Termin steht, in 3 Wochen ist es soweit. Es wird auch Zeit, da Matilda immer sehr früh interessant zu riechen beginnt und zumindest einige Hunde mit GANZ feinen Nasen darauf reagieren. Und natürlich gehört Pee-We zu diesen Exemplaren. Er ist schon sehr an ihrer Pipi interessiert, klappert mit dem Unterkiefer und beschnufelt sie dann intensiv, was dann jedesmal einen Anraunzer nach sich zieht. 

Da der Dicke ein ziemlich harter Knochen ist, der seine Schmerzen recht gut wegsteckt (notgedrungen… er dürfte wohl bis zum Einschreiten der spanischen Tierschützer nie tierärztlich versorgt worden sein) und erst fiept/schreit, wenn es zu arg ist, bekommt er nun ein paar Tage voll ausdosiert Previcox und dann gehen wir auf eine niedrige Erhaltungsdosis runter, die er wahrscheinlich dauerhaft bekommen wird.

Im Großen und Ganzen sind wir also recht zufrieden.

Große Verunsicherung

Ich glaube, Pee-Wee ist ein Riesendussel, der es wirklich nicht böse meint, mit seiner Körpersprache aber (fast) alle verschreckt und damit auch mich massiv verunsichert.

Heute morgen auch wieder: bei der Begegnung mit einem alten Ridgeback-Rüden massives (lautloses) Fixieren, auf-den-Boden-Schmeissen und nach-vorne-Drängen, als ich ihn ins Sitz gezogen habe. Obwohl wir Menschen uns eine ganze Weile unterhalten haben, entspannte er nicht und ließ es nicht zu, den Blickkontakt zu unterbrechen.

Das sieht echt aus, als ob er sich den anderen Hund in Beschädigungsabsicht greifen wollte. 

Als ich später zur Tierärztin wollte, haben wir von weitem eine Nachbarin mit ihrem Aussie-Welpen gesehen. Pee-Wee fixierte sofort und lauerte das Hundekind an (langsame Bewegungen, gesenkter Kopf, abgeduckte Körperhaltung).

Also fingen wir beide an, mit unseren Chaoten zu „kämpfen“: die kleine Ginger hüpfte nämlich wie eine Blöde auf und ab, wollte unbedingt zu dem Großen hin…. und durfte nicht, solange sie so rumkasperte. Und ich stoppte den Dicken immer wieder, ließ ihn absitzen, ging notfalls ein Stück zurück. Vor lauter Stress wurde sein Fell ganz schuppig!

Jeder andere hätte seinen Welpen wahrscheinlich unter den Arm geklemmt und wäre geflüchtet. Meine Nachbarin hat sich aber glücklicherweise nicht beeindrucken lassen, zumal sie ja schon vor 3 Wochen in der Praxis gesehen hatte, dass Pee-Wee die Kleine nicht frisst.

Und tatsächlich: als Ginger ihm mitten ins Gesicht gesprungen ist, war die Anspannung sofort raus und selbst als die beiden sich mit ihren Leinen ganz wunderbar verheddert haben, blieb die Stimmung spielerisch.

Die ganze Aufregung für nix und wieder nix! *seufz*