Adrenalin-Overload

Nach der kürzlichen Gruppenjagd war hier natürlich verstärktes Training angesagt, so dass ich für Mortisha und Simba wieder die Schleppleinen rauskramte. Der Dicke machte sich von Anfang an ziemlich gut, reagierte schnell und holte sich dementsprechend oft die Superleckerchen ab. Beim Gremlin gestaltete sich das Training leider deutlich zäher…. dank Bulldoggendickkopfs.

Während Morty also immer noch an der Schleppe hing, durfte Simba schon wieder in den (eher restriktiven) Freilauf, wurde jedoch an potentiell kritischen Stellen immer noch angeleint.

Auf unserer heutigen „Autobahnrunde“ lief auch alles blendend, trotz einiger Hasensichtungen. Auch dem Rückweg – das Auto war bereits in Sicht – wurde Simba denn auch trotz unmittelbarer Nähe zur Autobahn (glücklicherweise „höhenversetzt“) wieder abgeleint, weil dort normalerweise keine Langohren rumlaufen. Dummerweise pfeifen Hasen aber auf meine Erfahrungswerte und so preschte auch gleich nach dem Ableinen ein ordentlicher Brummer knappe 10 m vor den beiden Großen aus dem Feld zu unserer Rechten und raste auf die Böschung zur Autobahn zu!

Tisha reagierte gar nicht (war ja an der Leine), Vega machte nur einen kurzen Satz, bevor sie stoppte…. doch Simba startete voll durch. Argh!

Doch der von mir ausgestoßene Brüll zeigte Wirkung: der Dicke bremste noch vor Erreichen der Böschung ab, drehte sich rum und kam – sich das Schnütchen in Vorfreude schleckend – zu mir zurückgelaufen, um sich seinen wohlverdienten Jackpot abzuholen. Hapuuuuuh!

Meine Beine haben aber trotzdem noch gezittert, bis wir alle wohlbehalten im Auto saßen….

Typisch Labbi….

Gerade als ich mein (unangeleintes) Trio vor mir her auf einen schmalen Trampelpfad Richtung Sieg schickte, sah ich noch aus den Augenwinkeln, dass ca. 20 m hinter mir zwei Frauen auf dem offiziellen Wanderweg auftauchten. Da sich hier relativ viele Hundehalter tummeln, warf ich einen prüfenden Blick zurück und tatsächlich schoss nun ein brauner Labrador um die Ecke, der schnurstracks und freudig auf uns zulief: „Yippee, andere Hunde!“

Meine Drei finden distanzlose Fremdhunde aber grundsätzlich frech, so dass solch unkontrollierte und ungewollte Begegnungen in Mobbing enden würden. Geht also gar nicht.

In diesem Moment konnte ich aber nur die zwei Großen durch einen Griff in die Geschirre sichern. Mortisha hingegen warf sich rum, schoss zwischen meinen Beinen durch und blockte den Labbi „vorschriftsmäßig“: kein unnötiges Reinknallen, kein Grollen, kein Schnappen. Also erstaunlich gut gemacht.

Glücklicherweise regten sich Vega und Simba nicht auf, so dass der Gremlin nicht zusätzlich hochgepusht wurde. So blieb sie nur in breiter Bulldoggen-Kampfstellung vor dem Gute-Laune-Hund stehen und starrte ihn an…woraufhin dann offenbar doch eine gewisse Verunsicherung bei dem Labbi und seinem Frauchen entstand. Die fragte nun nämlich, ob sie ihren Hund holen sollte…. Aha. Abrufen war also nicht möglich….

„Ist mir egal. Hauptsache, der versucht nicht, zu meinen Großen zu kommen.“

Daraufhin setzte sich die Frau in Bewegung und stiefelte auf die Wiese. Ihr Labbi merkte das, wollte sich wohl lieber nicht einsammeln lassen, warf sich rum und hopste nun wieder gutgelaunt vor ihr weg. Die Spielverderber augenblicklich vergessen. „Das Leben ist schön!“

Und Mortisha? Die setzte selbst jetzt nicht nach, sondern entspannte sichtlich und drehte sich freudestrahlend zu mir um: „Blickduell gewonnen! Bin ich nicht super?“

verqueres Rechtsempfinden

Tatort Siegburg, an der Feuerwehr.

Als wir quer über das Gelände der Feuerwehr trailten, standen am Zaun zwei staunende Jungs (ca. 12 Jahre alt). Wir liefen an ihnen vorbei und Simba  führte mich in das angrenzende Wohngebiet, wo wir schließlich unsere VP aufspürten und dann gemeinsam zurückgingen. Auf dem Rückweg sahen wir nur noch einen Jungen, der  sich weinend und brüllend am Zaun festklammerte, während der Mann versuchte, ihn am Handgelenk wegzuziehen.  Das Ganze wurde von einer kopfschüttelnden Frau beobachtet, die direkt daneben stand.

Oh oh… da waren wir wohl in eine Erziehungsmaßnahme hineingeraten! Wir schauten uns nur betreten an und gingen weiter…. bis eine unserer Mittrailerinnen glücklicherweise hörte, wie der Junge schluchzte, das werde er seiner Mutter erzählen.

Wir also sofort retour und gefragt, was hier los sei. Und nun stellte sich heraus, dass die beiden Jungs Steine in den nahegelegenen Garten geworfen hatten, der dort lebende Familienvater zornbebend herausgestürmt war, sie verfolgt und am Schlafittchen gepackt hatte. Der eine Junge hatte sich losreissen können und war geflüchtet. Der zweite wurde „in Notwehr“ festgehalten, während die Zeugin nun loswanderte, um die Polizei zu rufen.

Sorry, aber das geht ja nun mal gar nicht…und mit „Notwehr“ hatte das erst recht nichts zu tun. Der Mann tat dem Jungen offensichtlich weh und ließ auch nicht von ihm ab, obwohl wir zu viert um ihn rumstanden und ihn aufforderten, den Kleinen loszulassen. Erst als die von dem geflüchteten Jungen zu Hilfe gerufene Mutter auf dem Plan erschien, Hand an den Mann legte und ihn anfunkelte, er habe den Jungen sofort loszulassen, kam er der Aufforderung endlich nach.

Die Emotionen kochten über: dem einen Jungen kullerten immer noch dicke Tränen über die Wangen, er rieb sich sein knallrotes Handgelenk… der zweite schrie völlig hysterisch rum, da der Mann ihn offenbar am Hals gepackt und zugedrückt hatte  (tatsächlich war der Schulter-Hals-Übergang auf der einen Seite stark gerötet). Nun tauchten – von den Schreien alarmiert –  weitere Personen aus der Nachbarschaft auf und mischten sich aufgebracht ein. Chaos hoch drei!

Wir konnten nur noch versuchen, alle Parteien zu beruhigen und darauf zu insistieren, dass wir hier nun alle gemeinsam auf die Polizei warten sollten.

Tatsächlich fuhren kurz darauf drei Beamte vor (eine Frau und zwei Männer), hörten sich alles brav an und klärten den guten Mann dann auch auf, dass es zwar eine „Jedermann-Festnahme“ gibt, die aber aber nur unter dem „Verhältnismäßigkeitsprinzip“ erfolgen darf. Übermäßige Gewalt, insbesondere gegenüber nicht strafmündigen Kindern, sei da als sehr kritisch zu bewerten. Zumal in diesem Fall weder eine Sachbeschädigung noch eine Körperverletzung stattgefunden hatte, da die Jungs wirklich nur kleine Kieselsteine geworfen und nichts / niemanden damit getroffen hatten. Von einer „Notwehr“ könne also nicht die Rede sein… und man könne und dürfe auch niemanden verhaften, um eventuelle zukünftige Straftaten zu verhindern.

Letztendlich wollte man es dabei belassen, dass sich die gegnerischen Parteien entschuldigten und der Mann eine mündliche Ermahnung erhielt. Die Mutter des einen Jungen wurde zwar darüber informiert, dass sie Anzeige wegen Nötigung und Körperverletzung stellen könne, aber im Grunde wurde ihr durch die Blume nahegelegt, es zu lassen. Hmpf.

Da frage ich mich doch, ob da jemand nur keine Lust auf unnötigen Papierkram am Sonntag hatte… ich als Mutter des derart festgehaltenen Jungen hätte ich die Sache ganz sicher nicht auf sich beruhen lassen.

Btw: Simba lag während der ganzen heftigen Brüllerei genau in der Mitte zwischen Kindern, Polizisten, Nachbarn und Trailgruppe und blieb vollkommen ruhig. Und als sich die Gemüter erst mal ein bisschen beruhigt hatten und die Diskussion in einer vernünftigen Lautstärke und Tonlage ablief, ließ er sich sogar einfach auf die Seite sinken und döste vor sich hin, was ihm zumindest von einem Polizeibeamten einen anerkennenden Blick einhandelte.

Sonntägliches Trailen

Durch Urlaub, Arbeit und Umzug hatte sich unsere Trailgruppe drastisch verkleinert… War uns aber prinzipiell egal: man kann ja auch mal im kleinen Kreis trainieren! Meine Motivation sank aber in den Keller, als es bereits morgens regnete und auch für den Rest des Tages häufige Schauer angesagt waren. Da ich nämlich eh ein bissel kränkelte, wollte ich ungern stundenlang durch Regen stapfen. So entschlossen wir uns, unsere Hunde zuhause zu lassen und nur Antjes Hunde kurz zu bespaßen.

In Siegburg angekommen gab’s dann erst mal Schimpfe von der Guten… es passte ihr gar nicht, dass ich mich „rausgequält“ hatte und nur ihr zuliebe zum Training erschienen war. Pfff…. Die soll sich mal nicht so haben!

So eine Trainingsgruppe, selbst wenn sie eine reine Spaßgruppe ist und privat organisiert wird, ist für mich auch immer eine Verpflichtung. Eine Verpflichtung, die ich gerne eingehe… eben weil mir das Trailen Spaß macht… weil es die Hunde fordert… weil ich die anderen Teams mag… und weil ich gerne Zeit mit ihnen verbringe. Und wenn sich jemand einen Sonntag frei hält, dann lasse ich den Termin nur ungern platzen. Schluss Punkt Aus.

Nach dem anfänglichen „Gemurre“ konnte es also losgehen, Paula trabte mal wieder hochmotiviert hinter der Spur her…und tappte auch nicht in die „Falle“, die wir ihrem Frauchen gestellt hatten.

Lustig wurde es dann, als wir meinen Mann versteckten und ich ausnahmsweise mal Mäx übernahm. Der überlegte ganz kurz, ob er mit mir nur spazierengehen sollte… entschloss sich aber doch zum Trailen!

Sonntägliches Trailen

Bei Mortisha arbeiten wir ja verstärkt an der Motivation…heute war sie aber wieder eifrig und mit viel Spaß bei der Sache: man sieht es an ihrer der halb aufgerichteten und wedelnden Rute…. seit ihrer Querschnittslähmung hängt die nämlich meist nur in einem Halbbogen runter. An Tagen, an denen es ihr körperlich (und psychisch) besser geht, verbessert sich die Motorik aber sichtlich.

http://www.gmap-pedometer.com/?r=5496931, Traillänge: 120 m, 4 Abzweigungen, Schwierigkeiten: Start in Tiefgarage, Treppe, offene Fläche, VP steht in einer Telefonzelle

Am witzigsten war, dass mein Mann die Telefonzelle nicht geöffnet hat und später steif und fest behauptete, er habe genau dies getan… dabei hatte Antje die Tür aufgezogen. Völlig verplant, der Mann.

Jagdfieber

Heute war mal wieder so ein Tag, den ich im Nachhinein am liebsten gestrichen hätte….

Ich war schon eine gute Stunde mit den Hunden unterwegs, es war schwül und drückend, die Drei hechelten wie blöde und ich wollte auf dem kürzesten Weg zur Sieg runter, damit sie sich im Wasser abkühlen und dort trinken konnten. Da kam mir eine frisch gemähte Wiese gerade recht, von deren anderen Ende ein Trampelpfad an den Fluss führt.

Die Hunde wussten, wo es langging, und trabten vor mir her. Als ich eine Senke hinunterging, sah ich ein Stück vor mir (und ca. 5 m vor den Hunden) etwas Braunes flach im niedrigen Gras liegen. „Oh, nein…das wird doch kein toter Hase sein, oder?“, dachte ich noch und wollte das Trio vorsichtshalber zurückpfeifen, als der vermeintlich Tote sich als quicklebendig entpuppte, aufsprang und losraste.

Anti-Jagdtraining hin oder her: nun gab es kein Halten mehr!

Alle Hunde rasten hinterher. Der Feldhase (ein Riesenbrocken, der ungefähr Mortishas Größe hatte) rannte blöderweise nicht gen Fluss und rettendes Unterholz, sondern beschrieb einen Bogen und hetzte quer über das Feld… die Hunde dicht hinter ihm. Mein Ruf verhallte ungehört und alle Tiere verschwanden innerhalb von Sekunden aus meinem Blickfeld.

Ich rannte los, die Senke rauf…entdeckte zumindest noch die Mädels in ca. 100 m Entfernung, brüllte nochmal…und Vega blieb stehen. Wenigstens etwas! Weitere 100 m weiter entdeckte ich Mortisha am Ende der Wiese, direkt an dem Wanderweg Richtung Siegfähre.  Von Simba war jedoch weit und breit weder etwas zu sehen noch zu hören!

Was tun? Bei dem Gedanken, dass Simba wahrscheinlich gerade Richtung Landstraße rannte, wurde mir ganz anders. *schluck* Ich rief also noch einmal und ging ganz langsam weiter, dabei die Gegend scannend. Nichts.

Ein Blick auf meine nun extrem hechelnden Mädels sagte mir jedoch, dass sie unbedingt ans Wasser mussten. Am liebsten hätte ich sie alleine runtergeschickt, um auf dem Weg stehen bleiben und weiterhin nach dem Dicken Ausschau halten zu können. Vega lief auch nach meiner Freigabe brav den Trampelpfad runter, doch Mortisha wollte mich nicht aus dem Blick verlieren. Mit einem mulmigen Gefühl schlug ich mich also ebenfalls durch die hohe Ufervegetation…immer hoffend, dass Simba nicht ausgerechnet jetzt zurücklaufen und uns nicht mehr finden würde.

Doch just in dem Augenblick, als ich ans Wasser trat, hörte ich es hinter mir rascheln und Simba tauchte hinter mir auf. Hapuuuuuuuh!

Kurzer Blickkontakt, sachtes Wedeln und er schob sich an mir vorbei. Ab ins Wasser. Trinken. Der Bursche war derart groggy, dass ich befürchtete, er könne mir kollabieren….von daher ließ ich ihn auch nur kontrolliert trinken, leinte ihn dann an und wartete, bis sich sein Herzschlag etwas beruhigt hatte.

Den Hasen hat er zwar garantiert nicht erwischt, aber dieser Adrenalinschub dürfte mir in den kommenden Wochen wieder mächtig Spaß mit meinem  Trio bescheren. Jetzt heißt es wieder verdammt aufpassen und gegebenenfalls wieder mit dem Schleppleinentraining beginnen. *seufz*