Zufälle gibt’s…

Wie ich heute im Laden kurz mit einer Kollegin zusammenstand,  näherte sich ein junger Vater samt Kinderwagen unserer Info, erblickte meine Kollegin, strahlte über’s ganze Gesicht und begrüßte sie mit den Worten: „Aaaah, meine Lieblingsbuchhändlerin!“

Nun folgte ein kurzer Austausch, weil es dem jungen Mann im Nachhinein etwas peinlich war, mich so „zurückgesetzt“ zu haben. Ich winkte nur lachend ab und er drehte wieder ab, weil er erst sein Kind bei seiner Frau abliefern wollte, bevor er mal wieder den Rat meiner Kollegin einholen wollte.

Keine Minute später (!) schlenderte ein junger Mann auf uns zu, der nun beim meinem Anblick über das ganze Gesicht strahlte und ausrief: „Aaaah, meine Lieblingsbuchhändlerin!“

Meine Kollegin und ich schauten uns nur an und brachen in schallendes Gelächter aus…

Keine Sorge: wir haben den verdatterten Kunden natürlich gleich „aufgeklärt“ und auch er stimmte herzlich in unser Lachen ein.

Die richtige Assoziation

Als mich heute eine Kundin ansprach, weil sie ein Buch suchte, in dem es um Alzheimer ging, dachte ich natürlich sofort an das kürzlich veröffentlichte Buch von Rudi Assauer („Wie ausgewechselt“).

„Nein, nein… da geht es um ein Schloss!“

Nun ratterte es in meinem Kopf los. Welches Buch könnte gemeint sein? Doch nicht etwa….?

Mit einem Lächeln setzte ich mich in Bewegung, steuerte unseren Feuilleton-Tisch an und sagte: „Sie meinen doch bestimmt ‚Der alte König in seinem Exil‘ von Arno Geiger, oder?“

Kundin, triumphierend: „Ja, genau! Ich hab’s doch gesagt: ein Schloss!“

Ich, amüsiert: „Nur dass kein Schloss im Titel vorkommt.“

Sie, schmunzelnd: „Womit wir beim Thema wären. Alzheimer lässt grüßen.“

Der große Knall

Mein Herz ging mal wieder auf, als ich im Laden einen wunderschönen English Bulldog-Rüden erblickte, der von einem kleinen Jungen an der Leine geführt wurde. Der Hund war beige-weiss gesprenkelt, war nicht zu dick und blickte neugierig umher.

Natürlich konnte ich mich nicht zusammenreissen und so sprach ich die Mutter an, als sie mit ihren beiden Jungs in meine Richtung kam. Nun konnte ich nach Herzenslust mit dem 8 Monate alten Kraftpaket namens „Buddha“ spielen, der sich mir prompt in die Arme schmiss, dann albern auf dem Boden rumkugelte und mir spielerisch (und sehr vorsichtig) in die Hände biss.

Die Frau schaute sich das recht amüsiert an und der kleine Junge pustete derweil den Luftballon auf, den er an der Kasse geschenkt bekommen hat.

Nach einer kurzen Unterhaltung zog das Trio weiter, bog um den nächsten Pfeiler…. als es einen riesigen Knall gab, der alle Anwesenden zusammen- zucken ließ. Eine Kollegin wäre vor Schreck sogar beinahe hinter ihren Schreibtisch gesprungen!

Was war geschehen?

Offenbar hatte der kleine Junge seinen Luftballon allzu sehr aufgepustet…und als der nun gegen eine Tischkante prallte, explodierte er mit einem lauten Knall.  Und die Reaktion des Hundes? Ein kurzer Blick nach oben und das war’s.

Das nenne ich nun wahrlich buddhistische Gelassenheit!

Solidität

Heute sprach mich ein älterer Herr (60 +) an, der etwas umständlich mit der Sprache rausrückte. Er war nämlich auf der Suche nach einem etwas „unanständigen Buch“….  genau genommen nach dem „Haus der Löcher“ von Nicholson Baker. Mir sagte das Buch zwar nichts, aber es scheint DER Renner zu sein, zumindest nachdem es im TV besprochen worden ist.  Die Großhändler sind nämlich leergeräumt, der Verlag muss es nachdrucken.

Während ich also in unseren Datenbanken suchte, wollte der Mann das ihm wohl peinliche Schweigen füllen, indem er munter daherplapperte…. und machte es dabei nur noch schlimmer.

Zuerst eröffnete er mir, dass er sich nicht getraut habe, jemanden anzusprechen. Aber ich sei ihm so „solide“ erschienen. Aha. Ich werte das mal eher als etwas zweifelhaftes Kompliment.

Als ich ihm nun eine etwas längere Lieferzeit von sicherlich 1-2 Wochen eröffnete, erzählte mir der Mann, dass er zwar noch genug Lesestoff zuhause hab, aber das sei alles so „seicht“ und ginge über eine „liebevolle Umarmung“ nicht hinaus. Und so „alte Böcke“ wie er wollten da schon mehr haben. Urks. So genau wollte ich das gar nicht wissen.

Ob ich was anderes empfehlen könne? Ich? *hüstel*

Dann ein Geistesblitz! Die (ekligen) Bücher von der Charlotte Roche.  Doch da lehnte der Herr entrüstet ab. Sooooo derbe sollte es dann wohl doch nicht werden.

Aufreger des Tages

Wie mein Blick zur Schlange vor der Kasse wanderte, sah ich direkt davor ein kleines Mädchen (ca. 2 Jahre alt) auf dem Boden sitzen und mit kleinen dunklen Kugel spielen, die sie kichernd hin- und herrollte. Die in der Schlange stehenden Kunden schauten es lächelnd an und so schien alles in bester Ordnung zu sein… bis ich mich näherte, um eine zweite Kasse zu öffnen.

Nun bemerkte ich nämlich, dass es sich bei den Kugeln nicht um Murmeln oder ähnliches handelte, sondern um den Inhalt eines Hussel-Päckchens: nämlich mit Schokolode überzogene Kaffeebohnen!

Das Kind hatte zwei Päckchen von einem Präsentationstisch abgeräumt, sie geöffnet und rollte nun die Schokolade quer über den Teppich, was anscheinend weder andere Kunden noch die Mutter weiter schlimm fanden. Letztere wies das Töchterchen lediglich an, die Kugeln nicht in den Mund zu stecken!
Ich dachte, ich spinne!

Da half es auch nicht, dass mir die „Dame“ eins der Päckchen auf den Kassentresen legte und es bezahlen wollte. Ware kann immer mal beschädigt werden und wird notfalls eben abgeschrieben. Von daher legte ich es beiseite und sagte ihr mit einem bedeutungsschweren Blick, dass dies nicht nötig sei.

Was ich am liebsten gesagt hätte (und leider nicht sagen durfte) ging eher in folgende Richtung: „Pass‘ gefälligst in Zukunft  auf deine unerzogene Bratze auf und sag‘ ihm, dass es die Kugeln fein einsammeln soll. Alternativ kannst du den Mist ja auch aufräumen!“

Selbst als nun zwei meiner Kolleginnen herbeigelaufen kamen und auf Knien über den Teppich rutschen, um die Schokobohnen (die teilweise ja auch unter Tische gerollt waren) aufzulesen, guckte sich die Frau das völlig unbekümmert an, ohne ein Wort der Entschuldigung.

Von einer guten Kinderstube konnte man weder bei Mutter noch Tochter auch nur das geringste Anzeichen erkennen. Rücksichtslosigkeit und Egozentrik regiert die Welt… es ist zum K***!

Aufreger des Tages

In der Woche nach Weihnachten ist der Laden immer noch proppenvoll…. da werden Geschenke umgetauscht und die Schulferien der Kiddies für einen Stadtbummel genutzt. Einige Teenies wissen mit ihrer Freizeit nichts Sinnvolles anzufangen, lungern dann herum und haben nichts als Unfug im Kopf.

So wurde ich denn auch misstrauisch, als ich zwei ca. 13-jährige Jungs sah, die schon seit geraumer Zeit an dem Geländer neben der Rolltreppe im Erdgeschoss lehnten und lachend in die Kinderwelt im Untergeschoss schauten. Wie ich mich nun näherte, sah ich, wie einer der beiden die Lippen spitzte….und runterspuckte!

Obwohl ich noch einige Meter entfernt war, donnerte ich los: „Spinnt ihr eigentlich? Was fällt euch ein, da runterzuspucken?“

Die Jungs zuckten zusammen, guckten den Bruchteil einer Sekunde schuldbewusst…und setzten dann eine betont coole Miene auf. Was ihnen aber nicht half, da ich sie weiter anbrüllte und hochkant aus der Buchhandlung rauswarf. Die zwei werden wir in nächster Zeit wohl nicht mehr zu sehen bekommen…

Doch mich ärgert nicht nur, dass die beiden Jungs gezielt andere Kinder bespuckt haben, die direkt unter ihnen auf der großen Rutsche spielten, sondern mich ärgert auch die Ignoranz anderer Menschen. Neben den Jungs saßen und standen nämlich zig Erwachsene, von denen unter Garantie jemand gesehen haben muss, was die beiden da trieben… doch niemand hielt es für nötig, sie zu ermahnen oder zumindest einer der Mitarbeiterinnen Bescheid zu sagen.

 

künstliche Aufregung

Gestern bemerkten kurz nach 18.00 Uhr zwei Weihnachtsaushilfen einen leichten Brandgeruch, den wir uns nicht erklären konnten…. bis ein Polizeibeamter mehrere Passanten regelrecht in die Sicherheit unserer Buchhandlung trieb, da nur wenige Meter vor unseren Glastüren in einem Marktstand ein Feuer ausgebrochen war. Da ich mich im Eingangsbereich befand, sprach mich der Polizist sofort an und erklärte mir, dass eine Gasflasche lichterloh brannte, die jederzeit explodierten könnte. Aus diesem Grund war es für unsere Kunden natürlich sicherer, sich in den hinteren Bereich der Buchhandlung zurückzuziehen, bis wir eine Entwarnung durch die Feuerwehr bekommen würden.

Für mich völlig unverständlich war jedoch das Verhalten einzelner Personen, die sich über die lautstarken Anweisungen des uniformierten Beamten hinwegsetzen wollten und allen Ernstes versuchten, sich an uns vorbeizuzwängen und den Laden zu verlassen!

Wieder andere wollten nun über die Fluchtwege die Buchhandlung verlassen, obwohl der Polizist sogar über unsere Sprechanlage eine Durchsage gemacht hatte, in der er ausdrücklich darauf hinwies, dass aus nicht im  Laden brannte, sondern draußen auf dem Marktplatz… und dass für die Kunden keinerlei Gefahr bestand, solange sie das Geschäft nicht verließen.

Tatsächlich dauerte es keine 10 Minuten, bis die Feuerwehr die Lage unter Kontrolle, den Brand gelöscht hatte und über den Polizisten Entwarnung geben ließ. Da es beim Löschen jedoch zu einer starken Rauchentwicklung gekommen war, sollten die Menschen beim Verlassen der Buchhandlung darauf achten, nicht direkt in den Qualm zu laufen, sondern sich an der Drehleiter der Feuerwehr zu orientieren und deren Richtung anzusteuern… was bei vereinzelten Personen, die nicht richtig zugehört hatten, sogar zu der Annahme führte, aus Fenstern auf die Drehleitern steigen zu müssen!

Ganz ehrlich? Ich verstehe so etwas nicht. Die ganze Aktion verlief absolut ruhig. Es herrschte weder Hektik noch Panik. Der Polizeibeamte informierte sachlich und auch wir Mitarbeiter blieben völlig entspannt und baten unsere Kunden lediglich, sich ein paar Minuten zu gedulden.

Doch es kam noch heftiger: im Nachhinein hatte sich nämlich eine Person mit dem unhaltbaren Vorwurf an die Presse gewandt, unsere Fluchtwege seien verschlossen gewesen. Vielleicht sollten sich gewisse Personen lieber mal informieren, wie Fluchtwege gesichert sind und wie Nottüren geöffnet werden können… falls sie tatsächlich mal in die Verlegenheit eines echten Notfalls kommen.

Kleiner Tipp: An jedem Notausgang befindet sich ein relativ großer und noch dazu leuchtender „Notfallmelder“, mit dem man nicht nur einen Alarm auslöst, sondern auch die Nottür öffnet.

Assoziationen

Weihnachtsgeschäft. Der Laden brummt. Und teilweise suchen Kunden mit derart lückenhaften bis kryptischen Infos ganz bestimmte Titel, dass unser buchhändlerische Ehrgeiz geweckt wird. Die Buchrecherche kostet zwar manchmal unheimlich viel Zeit, macht aber (bei den meisten Kunden) unwahrscheinlichen Spaß und hilft so, den Stress erträglicher zu machen.

Besonders lustig wird’s, wenn man Kunden verblüffen kann, indem man das gesuchte Buch quasi aus dem Hemdsärmel schüttelt…

Mein heutiges Highlight war ein Herr mittleren Alters, der ein Buch mit dem Titel „Blick aus dem Fenster“ suchte.  Ein Blick in die Datenbank brachte genau einen Treffer zutage… einen (nicht mehr lieferbaren) Krimi aus dem Jahr 1998.

Nein, nein… so alt sei das Buch nicht.  Christine Westermann habe es erst kürzlich im WDR vorgestellt.

Christine Westermann? Ob er vielleicht „Sommerhaus mit Swimmingpool“ von Hermann Koch meine? Das sei nämlich von Frau Westermann empfohlen worden…. und manchmal würden ja interessante Assoziationsketten ausgelöst.

Der Mann stutzte. Man sah förmlich, wie es  in seinem Kopf ratterte:
„Hmmm. Wenn man aus dem Fenster eines Hauses blickt, schaut man ja manchmal wirklich auf einen Swimmingpool….“

Mit einem breiten Grinsen führte ich den Herrn nun zu dem Tisch, auf dem sich das Buch befand… und ihm fiel regelrecht die Kinnlade runter: genau dieses Buch hatte er gesucht!

Buchhändler-Freuden

Wenn schon die Klima-Anlage nicht funktioniert und das Arbeiten bei hochsommerlichen Temperaturen im stickigen Laden fast schon zur Qual wird, freut man sich erst recht über Kunden, mit denen man herzlich lachen kann.

So geschehen mit einer netten Dame, die ein ganz bestimmtes Buch suchte, sich aber nicht so recht an den Titel erinnern konnte.  Sie meinte aber, es könnte so was ähnliches wie „MS Sturmwind“ gewesen sein.

Eine Bibliographie-Suche mit diesem Begriff brachte keine Ergebnisse und so versuchte ich nähere Infos zu dem Inhalt des Buches zu bekommen. Mit diesem Titel assoziierte ich natürlich einen schnulzigen Liebesroman (Kreuzschiff, Herzschmerz, Pipapo)… oder etwas Humoriges (à la „Ein Traum von einem Schiff“). Doch das war es alles nicht… Nein, nein!

„Hmmm, da bekommt jemand versehentlich die SMS von jemandem. Sie lernen sich kennen und verlieben sich. Also vielleicht „SMS Sturmwind“ ?

Jetzt ratterte es allerdings ganz ordentlich in meinem Kopf. SMS? Vielleicht doch eher Emails?

„Hmmm, ja….könnte auch sein.“

Und schon hatten wir die Lösung: „Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer!

Nah dran

Ein Schmankerl aus dem Bereich „Bibliographieren leicht gemacht“. 

Ein liebevoller Ehemann möchte seiner Frau ein Buch mitbringen. Ihm schwebt der Nachfolgeband eines Buches vor, das die Gattin geradezu verschlungen hat und das „Wächter des Himmels“ heisst.

Ich klemme mich sofort an den Rechner und gebe den Titel ein, um die Autorin rauszufinden und anschließend nachzuschauen, welche Bücher folgen müssen.

Prompt finde ich auch ein Buch mit diesem Titel: einen Krimi.

Der Mann schaut skeptisch. Nein, das Cover habe anders ausgesehen. Und ein Krimi sei das auch nicht… eher so was aus alten Zeiten und  mit seltsamen Wesen.

Hmm… nun gucke ich sowohl bei der Histo-Couch als auch bei bei der Phantastik-Couch nach. Ohne Erfolg. Der Mann wirkt leicht ungeduldig. Das Buch muss doch zu finden sein!

Mit der Frage, wie alt das Buch denn sei, bemühe ich eine Suchmaschine und versuche es mit leicht abgewandelten Suchbegriffen. Nichts.

Da es sich um ein aktuelles Buch handeln soll, schaut mich der Mann mittlerweile an, als ob ich zu dumm sei, eine vernünftige Literaturrecherche zu betreiben. Er meint, dass er dann wohl Zuhause noch mal gucken müsse und geht.

Keine 2 Minuten später steht er wieder auf der Matte… mit leicht beschämten Lächeln auf den Lippen. Er habe seine Tochter angerufen und sie gebeten nachzuschauen. Räusper. Das Buch heißt: „Hüter der Wolken“.
Seine Entschuldigung: „Ich war aber nah dran!“