Gesichtsgymnastik

Heute ging es mit Sack und Pack (also inclusive Hunde) in die Eifel, weil wir bei der Molosser-Vermittlungshilfe eine Mastino-Hündin „reinbekommen“ hatten, die schon seit vergangenen Dezember nicht mehr das eigene Grundstück verlassen hat und von der die Halterin nicht einmal wusste, ob sie Fremde nicht gleich „auffrisst“.

Nur? Wie soll man einen Hund vermitteln, ohne auch nur ansatzweise zu wissen, wie er drauf ist?

Also blieb als einzige Möglichkeit, dass ich mal hinfahre, mir die Hündin vor Ort anschaue, überprüfe wie sie auf fremden Besuch reagiert und gegebenenfalls mit meinem Trio einen Hundetest mache.

Da die Hündin knapp 80 kg auf die Waage brachte, war ich natürlich gespannt, was mich erwarten würde…und hatte natürlich nicht vor, unnötige Risiken einzugehen.
zwinker
Auf mein Klingeln an der Haustür hat Maja aber nicht einmal reagiert, sondern einfach weitergeschlafen. Erst als ihr Frauchen sie (wiederholt) rief, bemerkte sie, dass hinter der Terrassentür eine Besucherin stand. Sie näherte sich ohne Hektik und reagierte auf meine freundliche Ansprache mit wildem Wedeln und aufgeregtem Fiepen. Nach einer Weile ging das in ein leises und protestierendes Brummeln über, weil sie durch die Scheibe keinen direkten Kontakt aufnehmen konnte.

Nun wurde Maja erst einmal in den Garten hinter die Terrassenabsperrung (80 cm hoher Holzzaun) gebracht, bevor ich mich nähern durfte. Die Hündin war sichtlich aufgeregt, hatte eine leichte Bürste, zeigte aber keinerlei Aggression, selbst als sie sich auf die Hinterläufe stellte und mit den Vorderpfoten auf dem Zaun abstützte, um an mich ranzukommen. Sie beschnupperte mich intensiv, war aber zu erregt, um Leckerchen von mir anzunehmen.

Nach einer Weile verlor Maja das Interesse an mir und begann einen gemütlichen Rundgang durch den Garten. Dabei behielt sie mich nicht einmal mehr im Blick und wirkte bereits vollkommen entspannt. Schließlich ließ sich von mir rufen und nahm nun über den Zaun hinweg auch ganz besondere Leckereien (Lammrippchen und Dörrfleisch) an. *yummy*

Trotz der massiven und sichtbaren Unsicherheit ihres Frauchens, die MICH sogar langsam nervös machte, ließ sich Maja glücklicherweise nicht negativ beeinflussen und nachdem sie mit ihr ein bisschen an der Leine im Garten hin- und hergelaufen war, hatte sie kein Problem damit, dass ich schließlich das Tor öffnete und den Garten ebenfalls betrat.

Nachdem sie sich mir ruhig genähert hatte, hielt sie kurz komplett inne (ohne jedoch wirklich steif zu werden) und man sah es regelrecht in ihrem Kopf rumoren, ob sie sich nicht vielleicht doch aufspielen sollte. Die Entscheidung fiel dann aber zugunsten der netten Frau mit den leckeren Hähnchenbrustfilets in der Tasche aus.
biggrin
Nachdem im Garten alles so wunderbar klappte, ging es übrigens noch ins Haus. Dort zeigte Maja selbst an Engstellen oder im Halbdunkel weder Unsicherheiten mir gegenüber noch abschirmendes, beschützendes Verhalten ihrer Halterin oder dem 11-jährigen Sohn gegenüber.

Sie war völlig relaxt, verteilte nach dem Trinken aus ihrem Wassernapf Massen an „Restfeuchtigkeit“ und Sabber auf mir, ließ sich die samtweichen Öhrchen kraulen und nahm eine Rücken- und Pomassage mit einem Ausdruck höchsten Genusses an.

Leider konnten wir mangels passendem Maulkorb und mangels einer kräftigen Person, die Maja notfalls hätte halten können, keinen Hundetest machen. Ich bin mir aber sicher, dass man sie mit Geduld und Spucke wieder an Artgenossen ranführen kann, wenn sie zu ihrem (neuen ) Menschen Vertrauen aufgebaut hat und sich von ihm anleiten lässt.

Ich bin jedenfalls hin und weg von dieser unglaublich netten, anschmiegsamen und offenen Hündin…. und ihren lustigen Gesichtsausdrücken…

Dieser Beitrag wurde unter Tierschutz veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*