Wir hätten nicht darüber sprechen dürfen….

Gestern noch sprachen wir über jagende Hunde und den Umstand, dass Madonnas Frauchen nach einem längeren Jagdausflug ihrer Großen so in Panik geraten war, dass sie tags darauf ein GPS-Halsband gekauft hat…. und heute sind mir MEINE Hunde stiften gegangen!
mund verziehen
Wir waren im Ennert unterwegs, wo ich meine Wauzels nur laufen lasse, wenn sie nicht an irgendwelchen Wildspuren abseits der Wege Interesse zeigen oder irgendwas über Hochwind wittern. Sie waren aber artig und trabten locker-flockig auf dem Weg und so nahm ich sie erst an die Leine, als wir einen steilen und kurvenreichen Weg durch eine Schlucht hinauf nahmen… weil man nicht sehen kann, ob einem nicht vielleicht Spaziergänger oder andere Hunde entgegenkommen.

Oben angekommen gelangt man nach wenigen Metern auf eine große „Kreuzung“, wo weit und breit niemand zu sehen war. Also leinte ich die Hunde ab.

Genau in diesem Augenblick sprang ca. 20 m links von uns im Wald ein Reh auf und rannte los. Die Hunde zuckten, ich brüllte „Stop“, die Hunde hielten inne, ich griff nach Simba…. doch da sprang das nächste Reh auf und sprintete los!
schreck
DAS war der Startschuss: meine Hand griff ins Leere und ich musste hilflos mitansehen, wie das Trio die Verfolgung aufnahm.

Wie zu erwarten blieb Mortisha bereits nach ca. 10 m stehen, schaute sich zu mir um und kam auf nachdrückliches Rufen zurück. Von Simba und Matilda, die den Hügel hinaufgelaufen waren, war zwischen den Bäumen bereits nichts mehr zu sehen.
traurig
Glücklicherweise ist der kleine Gremlin zwar irre schnell, kann aber auf Langstrecken nicht mit ihrem großen Onkel mithalten, und dürfte ihn daher ebenfalls recht schnell aus dem Blick verloren haben. Und Tatsache: keine Minute später kam sie auch schon zu mir zurückgetrabt. Ganz alleine im großen weiten Wald war es ihr wohl doch zu unheimlich.

Was nun? Ich war völlig aufgelöst und rang mit mir, ob ich tatsächlich dort stehen bleiben… oder ob ich nicht doch hinterher sollte…. Simba war nämlich in Richtung Straße gerannt. Zugegeben: dazwischen liegen ein paar Kilometer, doch man malt sich in solchen Momenten natürlich das Schlimmste aus. Für Hund UND Reh!

In diesem Moment näherte sich eine ältere Dame mit zwei freilaufenden Labbis, die ich natürlich vorwarnte und die mir ihrerseits erzählte, dass sie eine Viertelstunde zuvor genau an dieser Stelle ihre Hunde gerade noch einsammeln konnte, weil die beiden Rehe über den Weg gesprungen waren.

Und als ich mich nun wunderte, dass meine Hunde den somit doch recht frischen und intensiven Wildgeruch nicht mal ansatzweise angezeigt hatten, sahen wir Simba, der ganz brav und „unschuldig“ zurückkam. Dementsprechend heftig traf es hin, als ich ihn auf Entfernung ins Sitz donnerte, damit die Dame sich mit ihren beiden Rüden etwas von den Gremlins entfernen konnte, bevor Simba dazukommen und evtl. Stress machen konnte. DAS hätte ich nämlich zusätzlich nicht auch noch gebrauchen können!

Ich war jedenfalls noch ziemlich lange total zittrig: Simba war zwar nur knapp 5 Minuten weg gewesen, doch jede einzelne Minute war mir wie eine Ewigkeit vorgekommen. Denn auch wenn ich mir sicher war und bin, dass er niemals ein Reh erwischen würde (und selbst wenn er es einholen würde, wüsste er dann nichts damit „anzufangen“), muss dieser Stress für das Wildtier nicht sein… von dem Verletzungsrisiko beim unkontrollierten Rennen über Stock und Stein mal ganz abgesehen.

Mein Bub hat sich jedenfalls völlig verausgabt: auf dem Weg zum Auto schlich er nur noch hinter mir her, obwohl er nicht außer Atem war…. und ins Auto kam er auch nur noch mühsam. Ich kann nur hoffen, dass er sich höchstens was gezerrt hat.

Fazit: Selbst wenn die eigenen Hunde weitestgehend wildgehorsam sind und grundsätzlich gut hören, kann es immer mal Situationen geben, in denen es sie „packt“ und es kein Halten mehr gibt. Wenn man also keinen Hund hat, der wirklich NULL Jagdtrieb hat, sollte man sich nicht in Sicherheit wähnen.

Für uns bedeutet das nun, dass wir in nächster Zeit wieder intensiv daran arbeiten, dass alle drei Hunde GEIMEINSAM zu stoppen sind…. einzeln ist das nämlich normalerweise kein Problem. Doch im Team entwickelt sich in sehr vielen Situationen eine ungute Dynamik und es ist eine hohe Kunst, genau diese Dynamik immer und jederzeit unterbrechen zu können. Eine Kunst, die wir leider nicht verlässlich beherrschen, an der wir aber weiterhin arbeiten.

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