Bibis Rezension

An dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank an meine Kollegin Bibi, die sich tatsächlich durch den erotischen Roman „Shades of Grey“ gekämpft hat, der zuerst in den Staaten und in Kanada zum Bestseller geworden ist…und sich mittlerweile auch in Deutschland en masse verkauft. Bibi hat das Buch nicht nur gelesen, sondern darüberhinaus eine Rezension geschrieben, die einfach nur großartig ist… wir Buchhändlerinnen haben uns jedenfalls weggeschmissen vor Lachen!

Freundlicherweise darf ich die Rezension auch hier veröffentlichen:

Bis(s) und Bondage im hübschen Land Klischeeria…

von B. Keller, aus der Thalia-Buchhandlung in Bonn (Metropol)

„Du darfst mich nicht lieben. Halte dich von mir fern. Du verdienst etwas Besseres.“ Ja, diese verbalen Abwehrmechanismen sind Twilight-Lesern mehr als bekannt und das begrenzte Repertoire an Adjektiven, die den männlichen Protagonisten beschreiben, geht auch hier nicht über alle Variationen von „schön“ und „attraktiv“ hinaus. Vielleicht hätte Frau James mal ein Synonymlexikon zu Rate ziehen sollen, anstatt im Internet nach Bondagetechniken zu stöbern.

Anastasia Steele, die weibliche Hauptperson, auch genannt die „Sub“, ist (natürlich) ein graues Mäuschen, das im Schatten der (natürlich) ungemein hübschen Mitbewohnerin steht, aber ihre Schönheit (natürlich) in Wirklichkeit hinter ein wenig Tollpatschigkeit und ungekämmten Haaren verbirgt. Und sie ist (natürlich) Jungfrau. Hach!

Christian Grey, die männliche Hauptperson, auch genannt der „Dom“, ist (natürlich) ungemein attraktiv, (natürlich) reich, mondän, launenhaft und, ach ja, seine Flanellhose sitzt ihm äusserst sexy auf seinen Hüften. Seine Augen sind grau und er birgt (natürlich) ein dunkles Geheimnis, das ihn unter seiner sadistischen Schale (natürlich) äusserst verletzlich macht. Hach!! 

Was die beiden verbindet, dürfte einschlägig durch Rezensionen und Medien bekannt sein.

Was soll ich sagen: man kämmt unentwegt sein „postkoitales Haar“, innere Göttinnen hüpfen auf und ab, es knistert ständig, Schauer der Erregung fließen durch völlig überforderte Körperteile und deren Besitzer und hinterlassen ausgelaugte Leiber an einfach allen erdenklichen Orten. Hach! Er bestimmt, sie muckt auf …das Ergebnis dürfte jedem klar sein. Autsch!

Geschichte mit Potenzial? Durchaus! Leider ist Anastasia Steele so interessant wie eine keimende Kartoffel, Christian Grey hätte das Zeug zu einem (Achtung: Wortspiel!) fesselnden und überzeugendem Charakter, erliegt aber leider völlig der Mädchen-Fanfiction-Fantasy seiner Erschafferin. Schade!

Einziges Highlight sind die Emails, hier wird es tatsächlich ein wenig witzig und andeutungsweise kann man begreifen, warum die beiden sich mögen. Das ist es dann aber auch gewesen.

Im Grunde genommen ist die Idee dieser Geschichte nicht schlecht, leider ertränkt E. L. James sie in abgelutschten, klischeebeladenen Sequenzen und versucht hinter derber Fäkalsprache ihr mangelndes Schreibtalent zu verbergen.

Trotzdem habe ich den Roman zu Ende gelesen, das ist dann wohl meine Form des Masochismus.

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You made my day, Bibi!

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Ein Gedanke zu „Bibis Rezension

  1. Haha, ich krieg mich kaum mehr ein! Auch von mir ein riesengroßes Lob an Deine Kollegin für diese wunderbar ironisch-witzige Rezension!
    Bei uns in der Bibliothek vergeht auch noch kaum ein Tag ohne dass jemand nach diesem Buch fragt. Ich habe so den Verdacht, der Chef sträubt sich, dieses Werk anzuschaffen… Bei den Feuchtgebieten musste er letztendlich auch kleinbei geben… Nur damit es die Leser mit den Worten zurückbringen: „So ein Sch…!“ 😉

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