Einschätzung des eigenen Hundes

Ich musste mal wieder schmunzeln, weil wir einem typischen Labbi-Besitzer begegnet sind, der seinen Wauz weder im Griff hatte noch auch nur ansatzweise richtig eingeschätzt hat. 

Folgende Situation:

Wir wollten an die Sieg runter, auf einen schönen langen Kiesstrand. Dort stand aber bereits ein Mann mit seinem Hund. Als er uns kommen sah (die 3 Großen angeleint, Matilda im Freilauf), leinte er seine Hündin erfreulicherweise sofort an…. hatte allerdings ordentlich mit der leicht übergewichtigen Hündin zu kämpfen, die wild wedelnd in die Leine sprang, unbedingt zu uns hinwollte und dabei ohne Unterlass kläffte.

Ich bin dann ganz gesittet mit meinen Vieren ans Wasser, die keinen Mucks von sich gaben, nur Sofia hüpfte mir 2x kurz in die Leine, weil sie gerne Kontakt gemacht hätte.

Nachdem meine Hunde getrunken hatten, versuchten wir uns über das Kläffen des Labbis hinweg zu verständigen.

Er: „Lassen Sie Ihre Hunde nicht frei laufen?“
Ich: „Das kommt auf Ihren Hund an…“
Er: „Das ist eine Labrador-Hündin. 2 1/2 Jahre….“

Damit war dann offensichtlich alles gesagt, weil…. Labbis sind ja immer lieb. 

Ich: „Meine Große möchte gerne spielen, die zwei Kleinen werden sie anzicken und der Rüde ist recht unentspannt, wenn er seine Mädchen dabei. Wenn sie ihn also nicht bedrängt…“
Er: „Nein,nein…. die versteht sofort, mit wem sie darf und mit wem nicht.“

Okay. Wir haben die Hunde (bis auf Simba) also laufen lassen. Sofia ist begeistert hin, die Gremlins haben im ersten Moment gescheucht…. die Labbi-Kugel war „leicht“ überfordert, aber nachdem ich die Bulldöggchen zurückgepfiffen hatte, entspannte sie und tobte erst mal mit dem Sofel rum.

Mit lauter rosa Wölkchen im Kopf (Normalzustand eines Labbis) wollte sie aber auch immer wieder frontal auf Simba zuhüpfen und raffte anhand seiner Körperhaltung und seines eingefrorenen Blickes NICHT, dass er keinen Kontakt wünschte. Selbst als sie endgültig seine Individualdistanz von knapp 50 cm unterschritt und er versuchte, sie zu packen (wie gut, dass ich ihn wohlweislich im Geschirr festhielt), verstand sie es immer noch nicht.

Von da an hat das aber die kleine Oma geregelt! Sobald sich das Mädel Simba näherte, ist sie mit einem heiseren Kläffen dazwischengeschossen und hat sie verjagt.

Nun wurde es aber richtig interessant: der Mann erzählte mir doch allen Ernstes, seine Hündin sei eine richtige Rudelführerin und gebe immer den Ton an.  Ich habe mal nix dazu gesagt, aber insgeheim habe ich mich gefragt: „Ähm….welches Rudel?“

Meines Wissens nach kann man nur „Rudelführer“ sein, wenn man ein Rudel (oder eine feste Hundegruppe) hat. Und wenn man diesen Begriff in dem Sinne verwendet, dass man einen souveränen Hund hat, der eine natürliche Autorität ausstrahlt, dann sollte das Verhalten entsprechend sein. Ein souveräner Hund wäre bei der Erstbegegnung mit meinen Chaoten stoisch stehengeblieben, hätte sich maximal leicht aufgebaut, von oben herabgeschaut und das Gezicke der Kleinen an sich abperlen lassen, um sie dann zu ignorieren, sobald die erste Aufregung nachgelassen hatte. Diese Hündin hat sich aber von 2 deutlich kleineren Hündinnen ins Wasser scheuchen lassen…..

Nun gut. Ich fand das jetzt nicht weiter tragisch, weil die Hündin halt wirklich nett (wenn auch merkbefreit) war und der Mann absolut gelassen und freundlich.

Aber ich wundere mich dann doch, wie wenig objektiv viele Leute auf ihre Hunde schauen und wie falsch sie sie einschätzen.

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