Ob’s was gebracht hat?

Wir waren gerade auf dem Rückweg zum Auto und liefen auf einem unübersichtlichen Wegstück die Sieg entlang, als plötzlich ein Rehpinscher hinter einem Busch hervorschoss… und mein Adrenalinpegel schlagartig in die Höhe schnellte.

Mortisha raste zwar sofort los und schlug den kleinen Mann in die Flucht, doch Vega und Simba blieben  auf mein scharfes „Stop!“ wie angewurzelt stehen und Felicitas, die dicht hinter mehr hergedackelt war, ließ sich vorsichtshalber durch einen Griff ins Geschirr sichern.

Hmm, was nun? Ich hörte keinen Ton, sah aber auch nicht, was hinter der Wegbiegung passierte. Just als ich Mortisha rufen wollte, kam sie aber gutgelaunt zurückgehopst… dicht gefolgt von einer vorsichtig dreinblickenden ausländischen Dame, die auf meine Bitte hin dann auch den Rehpinscher anleinte. Wir verständigten uns kurz, wer wo lang wollte, und setzten dann unseren Weg fort. Ein Blick zurück ergab, dass die Frau uns im Abstand von ca. 30 m folgte… eine Distanz, auf der ich mein Höllenquartett dann auch gücklicherweise laufen lassen konnte, ohne befürchten zu müssen, dass sie zu dem kleinen Wibbel zurücklaufen würden.

Da ich vorher nur instinktiv gehandelt hatte, setzten sich so langsam meine Gehirnwindungen wieder in Bewegung…. und mir fiel ein, dass wir diesen Kleinhund schon mehrfach getroffen hatten. Allerdings waren die Begegnungen immer etwas stressiger gewesen, weil Figo in seinem jugendlichen Überschwang (er ist mittlerweile 1,5 Jahre alt) überhaupt nicht mehr auf Frauchen hörte und am liebsten mittenmang zwischen meine Chaoten gehüpft wäre… so dass ihm Vega jedesmal unmissverständlich und sehr laut klar machen musste, dass er sich uns nicht zu nähern hatte.

Da ich solche unkontrollierten und sonst immer vermeidbaren Begegnungen so gar nicht  leiden kann und sie bei einem so zarten Geschöpf auch leicht gefährlich werden können, beschloss ich stehenzubleiben und auf die Frau zu warten, um mich mal in aller Ruhe mit ihr zu unterhalten.

Gesagt, getan. Die Arme guckte zwar im ersten Moment etwas eingeschüchtert, aber da ich sie sofort freundlich ansprach und auch mein Quartett vollkommen locker und ruhig blieb, tauschten wir uns ein bisschen über unsere Hunde aus und ich konnte ihr erklären, warum es evtl. keine gute Idee ist, wenn ein fremder Hund direkt in uns reinrennt.

Wir verblieben dann so, dass sie ihren niedlichen Wirbelwind vorsichtshalber erst mal anleint, wenn sie uns von weitem sieht…  und wir nur ein richtiges Kennenlernen zulassen, wenn ich max. 2 Hunde dabei habe. Ich gehe nämlich schwer davon aus, dass Mortisha gerne mit Figo spielen würde…und auch der Rest der Truppe dürfte kein Problem mit ihm haben, wenn er sich denn ordnungsgemäß „vorstellt“.

Sonntägliches Trailen

…mit Hindernissen. 

Heute haben wir ein neues und ergiebiges Trailgebiet in St. Augustin – Menden ausgestet und hätten mit dem Training mehr als zufrieden sein können, wenn – ja, wenn – wir es nicht unverschämterweise gewagt hätten, ein Neubaugebiet zu betreten, in welches bereits einige junge Familien eingezogen sind.

Als mich eine Mittrailerin verstecken wollte, trafen wir auf eine „Anrottung“ von Mamis und Papis, die inmitten ihrer lärmenden Kinder (keins davon auch nur im Grundschulalter) standen und sich ihres Lebens freuten…. schließlich kurvten ihre Wonneproppen allesamt wie Mini-Schuhmachers auf kreischenden und superteuren (man hat’s ja…) Elektro-Autos über die Straße und das „ruhige Wohnidyll“ war perfekt.

Da wir keinen langen Backtrack produzieren wollten, liefen wir einfach hindurch und sahen die Sache sportlich: ordentliche Trailverwirbelungen und die Ablenkung durch die womöglich unheimlichen Kleinfahrzeuge sind halt ungeplante, aber willkommene Schwierigkeiten.

So weit, so gut.

Ich setzte mich auf die Terrasse eines Rohbaus und wartete auf den ersten Suchhund, und zwar die kleine Mortisha… geführt von meinem Mann. Sie kam auch recht fix um die Ecke geflitzt und hatte sich nicht im geringsten von dem Kindertrubel irritieren lassen. Nun gut… eine Mutter hatte ihr Kind zur Seite gerissen, obwohl Morty vorsichtshalber sehr kurz geführt worden war, aber solche Leute gibt es ja immer.

Als nun aber ein zweiter Hund, noch dazu ein schwarzer Labrador, die Straße entlanglief, wurde es den lieben Mamis und Papis zuviel. Mutig stellte sich ein Vater vor das gefährliche Tier und blaffte die beiden Frauen an, das sei nun das dritte Mal, dass sie hier mit einem Hund vorbeikämen… das sei eine Unverschämtheit und er werde die Polizei rufen.

Häääääh? Darf man neuerdings nicht mehr mit einem angeleinten Hund über eine öffentliche Straße gehen?

Doch es wurde noch doller: der Mann redete sich in Rage und wollte der Hundeführerin demonstrieren, wie kurz man einen Hund (nämlich dicht hinter dem Karabiner, der am Geschirr befestigt ist) zu halten habe, wenn man ihm schon keinen Maulkorb aufsetze!

Selbstverständlich ließ diese nicht zu, dass er ihren Hund anfasste und forderte ihn auf, umgehend die Polizei zu rufen. Sie käme ja gleich wieder vorbei und würde sich dann ebenfalls gerne mit den Beamten unterhalten.

Dann setzte sie den Trail mit ihrem weiterhin wild wedelnden Rüden fort, holte mich an meinem Versteck ab und erzählte mir natürlich sofort, was geschehen war. Gemäß meinem italienischen Temperament explodierte ich natürlich sofort und stapfte zornfunkelnd los, um mir diesen feigen Kerl vorzuknöpfen, der sich da so aufgespielt hatte und nicht Manns genug war, uns verbal anzugreifen, als wir selber einen gestandenen Mann dabei hatten.

Doch als wir mit herausfordernden Blicken zwischen den Eltern hindurchstapften, konnten wir uns ein Grinsen nicht verkneifen: der Vollpfosten von einem Vater kam nämlich just in diesem Moment mit Telefon am Ohr aus dem Haus, schüttelte grimmig den Kopf und würdigte uns keines Blickes mehr.

Tja… ich schätze, die Polizeibeamten der benachbarten Wache (an der wir übrigens ein Stündchen zuvor vorbeigetrailt waren) haben dem übereifrigen Hilfssheriff ein paar passende Worte  erzählt und sich geweigert, wegen so eines Kinkerlitzchens rauszufahren.

Erzieherische Maßnahmen

Obwohl Mortisha gestern abend nach dem Streit völlig unbekümmert durch das Haus hopste und sich auch Simba gegenüber völlig unverändert gab, hat sie sich offenbar ihre Gedanken gemacht.

Als ich heute im Garten je Hund einen halben Apfel verteilte und nur kurz in die Küche ging, um mir die Hände zu waschen, fand ich bei meiner Rückkehr folgende Situation vor: Mortisha lag auf der Terrasse, zwei Apfelstücke zwischen ihren Vorderpfoten, sie scheinbar völlig relaxt, die Augen halb geschlossen… und Simba stand vor ihr, sachte vor sich hinwedelnd.
Da hatte wohl jemand ein Tabu auf den Apfel gelegt. 

Auf mein anerkennendes „Aha, so  läuft das also hier…“ schaute mich der Gremlin (ich schwör’s: sie hat mir zugezwinkert!) an, nahm sich ein Apfelstück und mampfte es hochzufrieden auf. Dann gestattete sie dem sich wie bolle freuenden Simbel, sich das zweite Stückchen zu holen, das sie ihm als große kleine Chefin nun endlich gönnte!

Futterneid

Im Gegensatz zu unseren drei Weiber ist der Simbel leider Gottes ein kleines bissel futterneidisch. Was die täglichen Mahlzeiten angeht, weiss er sich zu benehmen… auch die normalen Zwischenmahlzeiten (Obst, Gemüse, Knochen, Kaustangen etc.) sind kein Problem. Gibt es aber etwas besonders Schmackhaftes, vergisst Monsieur hin und wieder seine gute Erziehung.

Wie mein Mann heute abend etwas ungeschickt eine Packung Röstzwiebeln aufriss, landete etwa die Hälfte davon auf dem Küchenboden… und schon standen Simba, Feli und Mortisha parat, um die Rest zu fressen, nachdem mein Mann das Gros der Zwiebeln entsorgt hatte.

Normalerweise hätte dies auch kein Problem dargestellt, zumal die Hunde zwischen seinen Beinen herumfuhrwerkten, sprich: eine Autoritätsperson anwesend war.

Offenbar schmeckten Simba die Röstzwiebeln aber so gut, dass ihm die Futterkonkurrenz nicht passte. Plötzlich hörten wir ein tiefes Knurren… und da ging es auch schon rund! Mortisha hatte das Knurren nämlich geflissentlich überhört, was den kleinen Drecksack zu einem Anraunzer bewegte, den sich die Kleine natürlich als Ranghöhere nicht gefallen ließ und zu einer Spontanmutation zu einem tasmanischen Teufel führte.

Mein Mann und ich brüllten zeitgleich los…und schon war Ruhe im Karton. Ein strenger Blick und ein Fingerzeig von mir reichten, um Simba sofort der Küche zu verweisen und im eine Auszeit im Garten zu verschaffen.

Hmpf. Auch wenn dies in zwei Jahren erst das zweite Mal ist, dass es zwischen unseren Hunden zu so einer lautstarken Auseinandersetzung gekommen ist, bin ich natürlich „not amused“.  Schon alleine aufgrund des Größen- und Gewichtsunterschieds könnte Mortisha, die niemals nachgeben würde, nicht unerheblich verletzt werden…. von daher werden wir unsere Ressourcenverwaltung nun doch etwas strenger vornehmen müssen: Simba hat nun Küchenverbot, wenn wir darin Essen zubereiten.

Das hat er nun davon…